Es geht weiter…
Wir hatten das unverhoffte Wochenende in Hope tatsächlich hinter uns gebracht. Größtenteils mit Karten spielen, Eis essen und (im einzig guten Café in der Stadt) Kaffee trinken. Es war endlich Montag und wir konnten gegen mittag unseren Patienten zu seiner geplanten Operation bringen. Da wir zu Fuß nicht wirklich weit konnten, da Downtown zu weit weg von der Werkstatt lag, haben wir uns gegenüber im Sushi-Restaurant auf die Lauer gelegt. Man konnte beobachten, wann unser Auto in die Werkstatt und wann somit mit der Reparatur begonnen wird. 4 1/2 Stunden waren laut Mechaniker dafür ja festgesetzt. Unser Kartenspiel hatten wir natürlich dabei und wir machten es uns nach dem Sushi auf der Terrasse vom Mc Donalds bequem.
Nachdem unser Auto später als geplant in die Halle geholt wurde, freuten wir uns umso mehr als bereits nach 2 1/2 Stunden ein Anruf kam, dass es fertig ist, es 30 km bergauf Probe gefahren wurde und wieder 1A fährt! YEAH
Wir können endlich wieder weiter!
Hatten uns natürlich auch schon ein Tagesziel gesetzt. Bzw. vorausschauend sicherheitshalber mehrere. Es lief aber echt gut.
Bis zum ersten Berg! Ich merkte schon etwas vorher, dass er nicht so wirklich zog, wenn ich aufs Gas drückte. Habe aber versucht mir einzureden, dass ich mir das bestimmt nur einbilde, weil ich ab jetzt auf jede kleine Unebenheit und alle Geräusche höre.
Leider lag ich nicht falsch. Das Gaspedal wollte nicht reagieren, und umso aggressiver ich Gas gab – Heizung lief bereits wieder auf volle Pulle, Fenster auf – umso höher kletterte die Temperatur. Wie immer: der Berg vor uns, Laster an Laster und keine Haltebucht. Ich fing schon das Zittern an. Endlich kam eine Möglichkeit zu halten. Was jetzt? ! Die Reparatur war ja wohl doch nicht geglückt. Also was war los! ?
Da es auf diesem Highway leider keine Möglichkeit gab zu wenden und wieder einmal zurück nach Hope zu fahren, entschlossen wir uns, bei der Werkstatt anzurufen, damit die sich bitte darum kümmern würden. Gesagt – Getan.
Diesmal war wohl direkt der Chef dran und er fragte nach, wie wir gefahren sind, wo die Anzeige steht, wo wir sind usw.
Da wir nicht mehr weiter rauf und dieses Mal auch nicht mehr runter kamen – und ich am Zittern und mit den Nerven am Ende war – sagte er uns zu, uns abholen zu kommen.
Gerade einmal 5 Minuten später (wir waren immerhin 50 km von Hope entfernt) hielt bereits das Abschleppauto. Wir begrüßten ihn aufgebracht und erleichtert zugleich. Schilderten ihm, was nun passiert war und fanden dann heraus, dass er gar nicht der war, den wir angerufen hatten sondern ein Abschleppdienst der uns von der Gegenfahrbahn hat stehen sehen und bei der nächsten Ausfahrt gedreht hatte, um uns zu Hilfe zu kommen. Eher gesagt, wollte er uns sofort abschleppen und Kohle machen. Wir beharrten aber dann darauf, auf unseren angeforderten Car Guy zu warten. In der Zwischenzeit erwähnte der falsche Abschlepper, dass das doch ein Pathfinder ist, und die absolut unverwüstlich seien. Ja, sagte ich, das hab ich auch gedacht und ihn deshalb gekauft. Wir erfuhren auch wiederholt, dass wir mit den Car Guys die beste Werkstatt ausgesucht hätten und niemand anders als Rick (der Besitzer) uns würde holen kommen. Wir waren erleichtert. Aber das brachte uns ja auch nicht weiter mit dem Problem der Kühlung. Rick kam und checkte alles durch. Fragte uns, wie schnell wir gefahren seien und wie hoch die Temperatur stieg. Nachdem ich ihm meine Vermutung mitteilte, dass das wohl auch irgendwie mit der Beschleunigung zu tun habe, bohrte er weiter nach:
“Wie schnell bist du gefahren?”
Ich: “Naja, so 100 vielleicht. Schneller ging ja nicht, weil der Motor nicht mehr zog und nur heißer wurde”.
Rick: “Du musst am Berg schneller fahren, sonst überholen dich ja selbst die schwer beladenen Trucks”.
Ich: “Ja, würde ich ja gerne”.
Rick: “In welchem Gang bist du gefahren? ”
Ich: “Na, normal. Im ‘Drive'”.
Rick: “Aha. Und hast du runtergeschaltet am Berg?”.
Ich: “Wie runter geschaltet!? Ist doch Automatik! ”
Ihr seht bestimmt schon, wo das hinführt. Das Überhitzungsproblem entstand wohl nur dadurch, dass ich total untertourig den Berg hoch wollte, was dazu führte, dass der Motor keine Power entwickeln konnte, was dazu führte, dass alles heiß lief und wir im Auto Panik bekamen.
Woher soll man bitteschön auch wissen, dass man trotz Automatik manchmal schalten muss!? Gut, den Knopf an der Seite des Schaltknüppels habe ich schon mal bemerkt, aber noch nicht rausgefunden für was der ist. Jetzt weiß ich es.
Das war aber noch immer nicht alles!
Wir standen da also am steilsten Berg der Rockys auf dieser Strecke mit zwei Mechanikern und zwei Abschleppautos auf dem Standstreifen des Highways und mussten belehrt werden, wie man Berge fährt! Und das nachdem wir ja bereits über 2000 km durch Kanada und auch durch die Rockys gefahren waren!
Rick prüfte den Ölstand und wir erschraken alle: So wenig Öl am Ölstab hab ich noch nie gesehen. Das war so gut wie nichts!!! Ich lag aber richtig, dass das doch jemand in der Werkstatt hätte checken müssen, nachdem sie den Motorblock abgesenkt und wieder eingebaut hatten! Rick war der gleichen Meinung und bat um Entschuldigung für seinen Mitarbeiter, der das wohl nicht getan hatte.
Auch wenn wir jetzt theoretisch wussten, wie man die Rockys erklimmt, konnten wir mit dem Tropfen Öl nicht mehr weiter fahren. Rick und Taylor nahmen uns also Sandwich und wir fuhren inmitten der zwei bis zur nächsten Ausfahrt die 3 km bergauf lag. Wir schafften es dieses mal doch tatsächlich ohne Temperaturanstieg! Aggressiver fahren und Schalten waren die Schlüsselworte!
Am nächsten Rastparkplatz angekommen, wollten die netten Herrn einige Trucker um 1 Liter Öl für uns fragen. Aber da kannten sie Christina schlecht. Kaum ausgestiegen, sprang sie auf den ersten Mann zu, der vorbeikam und fragte nach Öl. Der ging zurück zum Truck und kam doch tatsächlich mit ner Kanne Öl für uns zurück!
Aber alle Mechaniker und Trucker staunten nicht schlecht, als ich aus dem Auto 2 neue Papiertrichter zum Befüllen holte! Die hatten wir sicherheitshalber dabei, seit wir das erste mal Kühlerflüssigkeit nachfüllen mussten.
Wir boten allen Beteiligten an, ihnen am Imbiss etwas zu essen und/oder Kaffee zu kaufen. Auch Rick, der extra den Berg hoch kam, um nach uns zu schauen und uns zu erklären, wie man ein Automatikauto am Berg bedient, wollte unser Geld nicht annehmen. Wir sollen ihn lieber erwähnen, wenn mal jemand Probleme mit dem Auto hat.
Jetzt wissen wir zumindest, warum in seinem Shop ein Bord mit lauter Dankeskarten hängt ?
Wir wurden also mit nochmaligen Erklärungen über die Schaltmethodik und der Anweisung, in der nächsten Stadt einen Ölwechsel machen zu lassen, da wir jetzt gerade mit Diesel-Truck-Öl fahren in die weite Welt der Berge entlassen. Da die netten Kanadier kein Geld, kein Essen und kein Getränk wollten, zahlten wir mit Umarmungen und tausendmal “THANK YOU SO MUCH”
Es ist 7 Uhr abends und die Werkstätten in Merritt haben natürlich schon geschlossen. Gut gerüstest, nämlich mit den kanadischen gelben Seiten, sitzen wir jetzt also in einem weiteren Motelzimmer, gerade mal 100 km von Hope entfernt und werden morgen früh aufstehen, um alle Werkstätten in Merritt abzuklappern, um einen frühen Termin für einen Ölwechsel zu ergattern. Drückt uns die Daumen.
Nur noch 800 km trennen uns von Calgary, wo Christina am Donnerstag früh ihren wohlverdienten Flug zurück nach Deutschland bekommen muss – und wird!
!WE HOPE SO!