Wir haben noch einmal 3 wunderschöne Tage in Vancouver verbracht. Wie immer bei bestem Wetter und Sonnenschein. Richtiges Urlaubswetter!
Vancouver ist – wie schon gesagt – nicht vergleichbar mit New York, aber es hat so viel Charme. Tagsüber kann man alles – mit ein wenig Fitness – locker zu Fuß erreichen. Abends ist es aber am schönsten! Dann ist die ganze Stadt beleuchtet. Die Bäume in den Straßen mit Lichterketten, die Wohnungen der Hochhäuser ringsum, die Hotelschilder und Restaurants sowie – das Beste – der Hafen! Wunderschön! Es gibt auch noch genügend Bars, Eisverkäufer und Restaurants, die auf die abendlich vorbeischlendernden Gäste warten. So sieht Urlaub aus: Bei sommerlichen 25 Grad und gutem Essen draußen sitzen, die vorbeilaufenden Massen begutachten und danach zur Verdauung an den Hafen runterlaufen, um das fantastische Flair dort zu spüren.
Nach 3 relaxten Tagen sind wir dann heute schon früh los, da wir die Mammutstrecke von Vancouver nach Nelson (660 km / 7 1/2 Std!) vor uns hatten.
Leider kamen wir nur bis kurz vor Abbortsford, was nicht weit von Vancouver entfernt liegt. Dort war es unserem Auto zu heiß bei 37 Grad und die Kühlerflüssigkeit schlug Alarm. Ich bin ja heil froh, dass ich es bemerkte, noch bevor Dampf unter der Motorhaube vorquoll.
Christina und ich haben uns dann selbst gelobt, weil wir Mädels sofort wussten, was zu tun ist: Klimaanlage aus, Heizung an, Fenster runter und rechts ran fahren bis es abgekühlt ist. Haben wir dann auch so gemacht. Leider passierte das Ganze auf nem 6 spurigen sehr befahrenen Highway…
Da standen wir also am Straßenrand bei geöffneter Motorhaube und Warnblinklicht: Zwei Frauen in Kleid und eine in Shorts und neben uns Julian.
Etwas unwohl war uns schon, aber zumindest standen wir etwas weiter weg im dicht bewachsenen Graben.
Während wir uns noch beratschlagten, wie lange es dauert, bis der Motor bei dieser Hitze abgekühlt ist, kam schon ein Auto mit Warnleuchten auf dem Dach angefahren. Vergleichbar mit einem Baustellenfahrzeug mit beleuchteten blinkenden Anzeigen wie in Deutschland. Er fragte uns, warum wir hier ohne Warndreieck auf dem Standstreifen stehen. Daran hatten wir nicht gedacht: Das Warndreieck! Aber wir standen ja gerade auch mal 2 Minuten.
Christina regelte und erklärte das aber gleich mit ihrer unvergleichlich charmanten Art und wir wurden von dem netten Herrn darin bestätigt, alles richtig gemacht zu haben. Er war sogar so freundlich uns mit laufenden Warnlichtern bis zur nächsten Ausfahrt zu geleiten wo wir dann an einer Tankstelle einen weiteren hilfsbereiten Kanadier trafen, der uns wiederum erklärte, warum die Anzeige so hoch ist (wussten wir doch schon von der ersten Minute!). Aber er war so nett nach 10 Minuten nochmals auf den Motor zu schauen und die Kühlerflüssigkeitsmenge zu kontrollieren die noch über ist nachdem sie bei unserem Halt auf dem Highway doch um einiges geschrumpft sein müsste, so viel wie da beim Überlaufventil der Kühlerflüssigkeit (ja so was gibt es hier) rausgelaufen war. Aber nein, es ist noch sehr viel drin und wir könnten getrost weiterfahren. Nach weiteren 2 Minuten kam er zurück und riet uns, nun doch etwas Flüssigkeit zu kaufen und aufzufüllen. Just in case!
Haben wir brav gemacht. Mit frischem Mut aber nur noch halb so fit (da mittlerweile nicht nur das Auto sondern auch wir überhitzt waren) fuhren wir also weiter auf unserer Strecke Richtung Rocky Mountains. Auf der langen Strecke an Abbortsford vorbei waren unsere Augen nun stets auf die Anzeigenadel geheftet und wir zählten immer wieder, ob sie nicht doch wieder einen Strich nach oben gegangen ist. Ich hätte das Auto nicht schon so früh für seine tollen Leistungen loben dürfen. Bestimmt lag es daran.
Zur Sicherheit ließen wir also ab jetzt die Klimaanlage aus, die Heizung an und die Fenster auf. Es war HERRLICH ?
Wir erreichten Hope und bogen auf den Highway 3 in die Rockys ab. Doch schon beim ersten richtigen Berg kletterte die Nadel erneut auf Spitzenwerte. Und diesmal war kein Seitenstreifen in Sicht. Nur ein 4-spuriger Highway voller Laster und Autos, die uns überholten. Ich habe dann doch noch (bevor Schlimmeres passieren konnte) eine kleine Einbuchtung gefunden und angehalten. Erneutes Spiel: alle raus, Motorhaube auf, an die Seite in den Graben stellen und beratschlagen. Leider kam diesmal keine Hilfe. Auch meinen Bruder konnte ich nicht um Rat fragen, da wir mitten in den Bergen natürlich null Empfang hatten. (Selbst die ADAC-Notrufnummer hatte ich schon in der Hand…)
Nach 10 Minuten warten ohne Hilfe und ohne Besserung kam ein Weiterfahren in die Berge nicht in Frage. Vor allem nicht, nachdem ich auf der Landkarte checkte, dass die nächste Ortschaft noch sehr weit entfernt lag.
Da die Nadel nur stieg bei Bergen, gingen wir davon aus, dass den Berg wieder runter fahren Entlastung bzw zumindest keine Verschlimmerung bringen dürfte. Wir hatten keine andere Chance!
Wir warteten bis keine Geräusche zu hören waren und drehten mit qietschenden Reifen auf dem Highway.
Alles ging gut. Trotz unseres (oder vielleicht wegen unserem) starren Blick auf die Anzeige manövrierte sich die Nadel wieder dahin wo sie hingehörte.
Wir erreichten also erneut Hope und fuhren die zweite Autowerkstatt an, die wir fanden. (Die erste gruselte uns – sah aus, als wäre dort ein Autofriedhof).
Wir strandeten schwitzend und hoffnungsvoll (passte ja) bei den “Car Guys”, die augenscheinlich eh grad nichts zu tun hatten. Gesprächig war der gute Mann zwar nicht, aber ich ging davon aus, dass er dafür umso fokusierter Autos repapieren würde. Nachdem sein Mechaniker drauf geschaut hatte, war die Diagnose folgende:
Das Thermostat im Motorraum ist defekt. Leider gibt es aber bei meinem Auto bzw dem Pathfinder 2: eins vorne und eins hinten (im Motorraum).
Die erste und billigere Variante wäre das Vordere. 1 1/2 Std. Reparatur und 35 $ das Teil. Als Stundensatz hingen 85 $ aus. Was blieb uns schon.
Also gaben wir das Okay zur Reparatur.
2 Stunden und eine Testfahrt später (und weiteren 4 ankommenden Autos mit Pannen – wir kurbelten wohl heute sein Geschäft an) erhielten wir dann aber das vernichtende Urteil: es ist das hintere Thermostat. Was – wie er anfangs schon angedeutet hatte – schwieriger auszutauschen wird, da hierzu der Motorblock abgesenkt werden muss ? Oh Shit!
Noch dazu kommt, dass das Ersatzteil hierfür nicht vor Montag geliefert werden kann.
Wir mussten uns ein paar Tränen verkneifen, da es ja all unsere Pläne für die weitere Woche mit Christina über den Haufen warf.
Nach dieser Nachricht und einem Termin für Montag nachmittag fuhren wir bedrückt in die örtliche Touristeninformation, wo Brian uns sehr freundlich weiterhalf noch ein Zimmer für die Nacht und fürs Wochenende zu bekommen. Er empfahl uns ein Motel, was wirklich gute Arbeit geleistet hätte in der Renovierung des etwas älteren Hauses. Wir trauten also seinem einheimischen Urteil und mieteten uns ein. Was soll ich sagen! ? Die Küche, die gleichzeitig auch das Wohnzimmer ist, da der Fernseher auf dem Kühlschrank steht und noch dazu die Hälfte des Bades inne hat ist Julians Schlafzimmer, da es nur noch ein Zimmer mit Doppelbett und Ausziehcouch gab. Ansonsten ist es ganz okay, wenn man davon absieht, dass wir mit 1 Pfanne, 2 Tellern, 2 Schüsseln und sage und schreibe 2 Gabeln ausgestattet sind!
Egal. Es ist günstig und wir haben ein Bett/Couch. Wenn Brians Empfehlung für die Badestellen genauso toll sind, wird das hier nicht so mein Wochenende.
Wir haben uns im örtlichen Supermarkt erstmal mit Essen und Getränken eingedeckt, was extrem teuer ist. Wahrscheinlich, weil wir hier mitten in den Bergen sind.
Ich werde heute abend beten. Beten, dass es das hintere Thermostat ist und es am Montag repariert wird und wir weiter fahren können.
Bis dahin:
“DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT” hier in Hope.