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{"id":558,"date":"2016-11-22T04:37:20","date_gmt":"2016-11-22T03:37:20","guid":{"rendered":"http:\/\/aufnachkanada.net\/?p=558"},"modified":"2016-11-22T17:52:38","modified_gmt":"2016-11-22T16:52:38","slug":"deutschland-kanada-der-vergleich","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/aufnachkanada.net\/2016\/11\/22\/deutschland-kanada-der-vergleich\/","title":{"rendered":"Deutschland – Kanada – Der Vergleich"},"content":{"rendered":"

Ich werde oft gefragt, ob es in Kanada besser ist als in Deutschland oder \u00fcberhaupt im Vergleich zu anderen L\u00e4ndern.<\/p>\n

Deshalb hier mal ein paar Fakten zum Vergleich:<\/p>\n

Land und Leute<\/strong><\/p>\n

Dass die Kanadier sehr freundlich sind, hab ich ja bereits schon \u00f6fters erw\u00e4hnt. Oftmals ist es zwar nur oberfl\u00e4chliches Interesse, wie z. B. in einem Gesch\u00e4ft oder auf der Bank usw. aber es geht auch anders: egal wo man ist und Hilfe braucht oder ob einem etwas herunterf\u00e4llt, da ist immer jemand bzw. eher viele Leute, die sofort zur Stelle sind und Hilfe anbieten. Man wird \u00fcberall, ob im Gesch\u00e4ft oder am Telefon IMMER zuerst gefragt: “How are you?” Man fragt nat\u00fcrlich auch zur\u00fcck. “Good, how are you?”<\/p>\n

In Deutschland ist ja momentan Ausl\u00e4nderfreundlichkeit\/-feindlichkeit ein gro\u00dfes Thema. Soll man Ausl\u00e4nder einfach ins Land lassen und wenn ja, wie viele und wie soll das mit dem Zusammenleben funktionieren, wenn doch jeder eine ganz eigene Kultur hat…..!?<\/p>\n

Genau das zeigt Kanada ganz wunderbar. Hier TUT man es einfach. Man lebt und l\u00e4sst leben. Man macht sich keine Gedanken im Bus, wo der ausl\u00e4ndisch aussehende Mann neben einem herkommt und ob er meine Sprache spricht und ob er was schlimmes vorhat usw. Das scheint hier keiner zu denken. Man lebt einfach MITEINANDER<\/strong>! Das ist eine Frage der Gesellschaft: Lehrt die Gesellschaft dich, andere als Gefahr anzusehen, dann siehst du sie auch so. F\u00fchlst du aber wie hier, dass keiner \u00fcber einen anderen urteilt oder jemanden komisch anschaut, weil er anders aussieht oder eine andere Sprache spricht, dann kommst du gar nicht auf die Gedanken einen Mitmenschen als Gefahr anzusehen. Er spricht halt eine andere Sprache – na und!? \ud83d\ude42 Das passiert dir auch wenn du von Mespelbrunn nach Weibersbrunn kommst… pl\u00f6tzlich wird eine ganz andere Sprache gesprochen. Sind wir deshalb gef\u00e4hrlich f\u00fcr einander!? \ud83d\ude09<\/p>\n

Ich hab hier noch kein einziges Mal geh\u00f6rt, dass jemand \u00fcber einen anderen Menschen gel\u00e4stert hat oder dass man jemanden meidet, weil er eine andere Hautfarbe hat oder ausl\u00e4ndisch aussieht. \u00dcberhaupt nicht. Kanada ist ein wirklich wunderbares Beispiel darin, wie MITEINANDER LEBEN<\/strong> aussehen kann. \u00dcberhaupt ist L\u00e4stern hier gar kein Thema. Ob jemand was Verr\u00fccktes anhat oder sich anders benimmt: Das k\u00fcmmert keinen Menschen.<\/p>\n

Der Schl\u00fcssel ist also: “Leben und leben lassen<\/strong>” Aufh\u00f6ren, sich \u00fcber andere so viele Gedanken zu machen. “Fege vor deiner eigenen T\u00fcr” wie es so sch\u00f6n auf deutsch hei\u00dft.<\/p>\n

Schule<\/strong><\/p>\n

Was ich oben schon beschrieben habe, trifft auch auf die Schule zu. Hier scheint es KEIN MOBBING zu geben. Zumindest habe ich noch von keinem Vorfall geh\u00f6rt. Die Kinder lernen vom Abschauen bei den Erwachsenen, dass man nicht \u00fcber andere l\u00e4stern oder urteilen muss; dass man h\u00f6flich ist und fragt, wie es dem Gegen\u00fcber geht; dass man vor \u00e4lteren Leuten\/ Lehrern\/ Eltern Respekt hat.<\/p>\n

Das Schulsystem ist ebenfalls ganz sch\u00f6n gut. Nicht nur dass mit den Kindern hier ganz anders umgegangen wird (jedes Kind z\u00e4hlt; jedes Kind wird einzeln gesehen; jedes Kind wird mit Respekt und Freundlichkeit behandelt); Die Lehrer sind sehr bem\u00fcht, sich auf jedes Kind einzustellen, jedes Kind als Individuum zu sehen und zu behandeln. Genauso die Eltern: man bekommt als Eltern von jedem einzelnen Lehrer mehrmals die Woche Emails mit Infos \u00fcber den Lernstand der Klasse und dem Monatsziel sowie Informationen, was gerade gemacht wird in der Klasse und was demn\u00e4chst ansteht, wichtige Termine oder Aktionen. Man ist stets informiert und kann – wenn man will – alles immer nachverfolgen. Ebenfalls kann man auch zu jeder Zeit einen Lehrer kontaktieren wenn Fragen aufkommen.<\/p>\n

Julian LIEBT seine neue Schule hier. Die Okotoks Junior High School.<\/p>\n

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Gerade weil es keine L\u00e4stereien, Mobbing oder andere unsch\u00f6ne Dinge gibt. In Deutschland hatte er in seiner Klasse zum Beispiel 2 Freunde. Hier ist die gesamte Klasse mit ihm befreundet!!! Und dar\u00fcber hinaus noch einige mehr aus anderen Klassen. Das Sportangebot der Schule ist auch enorm. In Deutschland haben wir die Erfahrung gemacht, dass mehr Fu\u00dfball als sonst was gespielt wurde. Weil es halt die meisten interessierte. Aber das ist nicht, was Sportunterricht sein sollte. Man sollte viele neue Sportarten kennen- und evtl. auch lieben lernen. Julian ist hier erstmals mit Rugby und Hockey in Verbindung gekommen, was ihm sehr viel Spa\u00df macht. Er hat sich sogar f\u00fcr Crossfit angemeldet, was nochmals 3 mal die Woche Sport hei\u00dft zus\u00e4tzlich zum t\u00e4glichen (!) Sportunterricht.
\nEbenfalls gibt es nicht nur trockene Zusatzf\u00e4cher und Angebote sondern wirklich tolle Sachen wie Woodworking (Umgang und Arbeiten mit Holz); Wildlife (Tierbeobachtungen); Science and Technologie (Apparate konstruieren und erforschen); Textiles Design usw.<\/p>\n

Auch gibt es hier viel mehr Elternengagement. In Deutschland dr\u00fcckt man sich ja eher gern vor zus\u00e4tzlichen schulischen Aktivit\u00e4ten, weil man ja eh schon so “busy” ist. Was ich nie verstanden habe, denn, es geht doch ums eigene Kind! Wie kann ich da nicht ein paar Abende oder Stunden im Jahr opfern um an einem Schulfest beim Kuchenverkauf zu helfen oder im Elternbeirat mitzubestimmen, wie es mit der Bildung meines und anderer Kinder weitergeht!?<\/p>\n

Und nicht zu vergessen: es gibt sogar kostenlos Fr\u00fchst\u00fcck f\u00fcr Kinder,  die daheim noch nichts gegessen haben. <\/p>\n

Hier gibt es ein Programm in jeder Stadt. Auf jedem Fest, Wochenmarkt, in der B\u00fccherei, in gemeinn\u00fctzigen Gesch\u00e4ften o. \u00e4. kann man Freiwillligenarbeit leisten und bekommt daf\u00fcr Punkte gutgeschrieben auf der Stadt. Die wiederum kommen sehr gut an, wenn man sich z. B. wo bewirbt. Da kann der Arbeitgeber sehen, ob man engagiert ist und auch mal mithilft.<\/p>\n

Was mich zum n\u00e4chsten Punkt bringt:<\/p>\n

Das t\u00e4gliche Leben in Kanada<\/strong><\/p>\n

Wie schon erw\u00e4hnt, wird man immer und \u00fcberall gefragt, wie es einem heute geht. Man erf\u00e4hrt \u00fcberall Hilfe, wenn man sie braucht. Es gibt viel Freiwilligenarbeit, was f\u00fcr mich bedeutet, dass der Gemeinschaftssinn gest\u00e4rkt  wird und man wei\u00df, wie viel Freude es bringt zu geben. Dass man einfach tragen kann, was immer man will ohne Blicke zu ernten, finde ich auch wunderbar entspannend. Was mich aber jedes Mal hier wieder und wieder begeistert ist der Verkehr. Alles ist so viel relaxter hier. Die ersten paar Monate hab ich kein einziges Mal die Erfahrung gemacht, dass jemand dr\u00e4ngelt oder mich bedr\u00e4ngt im Stra\u00dfenverkehr. Auto fahren ist hier so relaxt und easy. Dass muss man erlebt haben. Innerorts ist hier meist 40 km\/h. Ist anfangs IRRE langsam \ud83d\ude42<\/p>\n

Aber man gew\u00f6hnt sich schnell dran. Wer sich in Deutschland beschwert, wenn auf der Autobahn mal wieder ein Geschwindigkeitsbeschr\u00e4nkungsschild (sch\u00f6nes Wort, oder!?) kommt mit 120 km\/h hat hier anfangs ebenfalls Probleme. Hier ist n\u00e4mlich H\u00f6chstgeschwindigkeit 110 km\/h!! Dr\u00fcber gibts da nichts. Und was soll ich sagen: Alles nur eine Sache der Gew\u00f6hnung! Was ich aber am allerbesten finde: Es gibt niemanden der auf dem Highway von hinten angebraust kommt und dir Lichthupe gibt wie ein Verr\u00fcckter oder gar dr\u00e4ngelt. Von Deutschland ist man ja gewohnt, wenn ein Audi, BMW oder Mercedes im R\u00fcckspiegel auftaucht, kanns du gleich mal den Blinker nach rechts setzen um unn\u00f6tiges Nervenaufreiben zu verhindern. Hier: nichts. Da kann das Auto noch so gro\u00df und monstr\u00f6s sein, da dr\u00e4ngelt keiner. \u00dcberhaupt ist es lustig: Was in Deutschland echt gro\u00dfe Autos sind wie z. B. Porsche Cayenne oder Audi Q7 oder Kia Sportage sind hier Mittelklassewagen. Die Autos sind so enorm gro\u00df, dass es einem des \u00f6fteren die Sprache verschl\u00e4gt. Aber nein, da wird nicht mit der Gr\u00f6\u00dfe geprotzt. Die fahren genauso anst\u00e4ndig wie ein 3-er Golf. Sehr entspannend. Ein ebenfalls gro\u00dfer und in Deutschland untersch\u00e4tzter Vorteil ist hier, dass man einfach auch rechts \u00fcberholen kann. Das spart auch viel Gedr\u00e4ngel auf der linken Fahrspur.<\/p>\n

Respekt und Mitgef\u00fchl<\/strong><\/p>\n

Was all die o. g. Punkte gemeinsam haben sind der Respekt und das Mitgef\u00fchl untereinander und voreinander hier in Kanada.<\/p>\n

Respekt z. B. vor Polizei oder den Beh\u00f6rden bekommt man nur, wenn es richtig weh tut, wenn man etwas falsch gemacht hat. Das finde ich z. B. in Deutschland ein gro\u00dfes Mango. Wenn ich zu schnell fahre oder was stehle, was erwarten mich da gro\u00df f\u00fcr Strafen!? Tut nicht wirklich weh. Zumindest oft nicht so sehr, dass ich es danach nicht noch einmal mache. Hier anders: F\u00e4hrst du hier in einer Schulzone (30 km\/h) zu schnell, kostet dich das richtig was. Da versteht die Polizei gar keinen Spa\u00df. Das kostet dich, je nachdem wie viel zu schnell du unterwegs warst, auch mal deinen F\u00fchrerschein. Aber wenn es “nur” 10 km\/h zu viel war, bist du gleich mal 400 Dollar los und ein paar Punkte reicher. Und von wegen Diskutieren mit dem Polizisten…. das ist hier ganz klar geregelt: Wer seinen Fehler nicht einsieht und mit einer Staatsgewalt zu diskutieren anf\u00e4ngt, kriegt gleich noch ein paar hundert drauf geladen. Und einen Termin zur Vorsprache beim Gericht. Da kannst du dich dann beschweren und mit dem Richter diskutieren. Mit der Polizei diskutiert hier keiner!<\/p>\n

\"policecanada-ca\"
policecanada.ca<\/figcaption><\/figure>\n

Kinder werden hier wie ihr schon gemerkt habt gro\u00df geschrieben. Wer an der Stra\u00dfe einen Passanten stehen sieht, der \u00fcber die Stra\u00dfe m\u00f6chte und du h\u00e4lst nicht an…. da bezahlst du auch gleich  mal 550 $ (!) plus Punkte! Kinder wie auch Erwachsene haben \u00fcberall “Vorfahrt”. Ne nicht ganz einfache Sache z. B. auf nem Supermarktparkplatz. Da ist mir schon \u00f6fter jemand hinterm Auto aufgetaucht….UPS. Wenn man gewohnt ist, dass die PASSANTEN den Weg frei machen ist das zuerst gar nicht mal so einfach umzusetzen. Strafe musste ich Gott sei Dank noch keine zahlen. Hat noch kein Polizist gesehen. SEHEN tust du es auf jeden Fall wenn die Polizei was von dir will. Das ist ein wahres Blitzleuchtgewitter wenn die hinter dir ihre Blaulichter einschalten.<\/p>\n

\u00dcbrigens haben auch Rehe und ganze Rehfamilien “Vorfahrt”. Was irre klingt, ist hier allt\u00e4glich. Rehe und ihre Kitze spazieren des \u00f6fteren durch die Stra\u00dfen und grasen in den Vorg\u00e4rten oder halten Autoschlangen ab vom Weiterfahren, weil sie mitten auf der Stra\u00dfe stehen und auf ihre Kitze warten bis es dann weitergeht auf die andere Stra\u00dfenseite. Nat\u00fcrlich ganz relaxt.<\/p>\n

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Dieses Wochenende war hier in Okotoks “Light Up Okotoks”. Das ist ein gro\u00dfes Event in der Altstadt wo die Weihnachtslichter erstmals eingeschaltet werden. Es waren bestimmt 2000-3000 Leute da. Der Wahnsinn. Und ihr werdet das nicht glauben, aber das ist wiederum etwas, was ich von Deutschland nicht kenne und von dem ich glaube, dass du in Deutschland keine Stadt finden wirst, die das tut: Es gab die ganze Stra\u00dfe entlang St\u00e4nde mit hei\u00dfer Schokolade (mit kleinen Marshmallows drin) und Pl\u00e4tzchen und Popcorn…. F\u00dcR UMSONST!!!!! F\u00dcR JEDEN!!! SO sieht eine Stadt aus, die will, dass ihre B\u00fcrger an Festen teilnehmen, zahlreich kommen und einfach einen sch\u00f6nen Abend gemeinsam verbringen. Es gab Weihnachtss\u00e4nger, Livemusik, Kutschfahrten durch die beleuchtete Stadt… Es war wundersch\u00f6n. Und das alles umsonst. Man konnte einfach nur mit den Kindern durch die Einkaufsstra\u00dfe schlendern, hei\u00dfe Schokolade schl\u00fcrfen und die Lichter bewundern.
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Zusammenfassend kann man sagen:<\/strong><\/p>\n