Ich bin mir sicher, dass ich nicht alleine bin mit dem Gefühl, dass das Jahr einerseits sehr schnell rum ging und andererseits extrem langsam.
2021 begann so vielversprechend mit einer Einladung unseren Antrag für Permanent Residency einzureichen. So viele Programme an die wir unsere Papiere geschickt haben… so viele Probleme… Wartereien… Covid-19… geschlossene Büros. Es war ein Jahr wie kein anderes zuvor.
Auch wenn wir noch nicht unsere neuen Papiere hatten, haben wir das Jahr mit einem wunderschönen Ausflug zum Emerald Lake begonnen. Egal welche Jahreszeit es ist, dieser See ist die 3,5 Stunden Fahrtzeit immer wert.
Schaut euch diese Schönheit an!
Es lag so viel Schnee. Wie im Märchen. Auch waren nicht so wahnsinnig viele Leute da wie im Sommer. Einfach traumhaft schön.
Frischer Schnee, der unter den Schuhen knarzt und die Rockies…!
Ob im Sommer auf seinem türkisfarbenen Wasser oder im weißen Wintertraum. Nicht nur der Emerald Lake sondern alle Seen hier im schönen Kanada sind fast zu schön um wahr zu sein. Kanada ist nicht umsonst berühmt für diese Schönheiten.
Die Möglichkeit zu haben, dem Alltag zu entkommen indem man ins Auto springt und 1-3 Stunden fährt ist einfach toll. Ich weiß, in Deutschland ist das eine verrückte Sache, 3 Stunden irgendwo hin zu fahren. Aber nicht hier in Kanada. Alles unter zwei Stunden ist gleich um die Ecke. Und wenn ihr einmal hier den Trans-Canada-Highway entlang der Rocky Mountains gefahren seid, versteht ihr was ich meine, wenn ich sage, dass die Fahrt fast der schönste Teil des Ausflugs ist.
Ansonsten habe ich natürlich viel gearbeitet dieses Jahr. Irgendwie muss man ja die Anwaltskosten und medizinische Prüfung, Blutabnahme und -test, Sprachtests usw für die Papiere bezahlen. Zur Ablenkung und Entspannung funktioniert Backen bei mir am besten. Und es kommt anderen zu Gute, da ich meistens nichts vom Gebackenen esse.
Eine der größten Ausgaben, die ich in den letzten Jahren hatte, war mein Pathfinder SUV, der andauernd schwächelte und wir ein dutzend Mal überlegt haben, ihn abzustoßen. Aber irgendwie haben wir ihn immer wieder reparieren lassen, weil es ja ein so “gutes” Auto ist…
Ich hatte ihn gerade aus der Werkstatt abgeholt, in der ich ganz großzügig und erwachsen eine Inspektion hab machen lassen (und bei der nichts festgestellt wurde!). Eine Woche später gab es Probleme beim Gas geben. Aber nur manchmal. Zwei Tage später ruft mich Julian von unterwegs an und sagt, dass er die gleichen Probleme hat. Da er nur 5 Blocks weit entfernt war, hab ich ihm gesagt, dass er mit Warnblinker langsam nach Hause fahren soll. 2 Minuten danach ruft er wieder an. Er steht an einem Hügel auf der Straße in der Mitte von zwei Fahrspuren und er kann nicht mehr Gas geben… Nachdem ich mir ein Taxi gerufen habe, rate ich ihm das Auto in Leerlauf zu stellen und langsam an den Rand der Straße zu rollen. Ein paar Sekunden später höre ich nur einen lauten Knall am Telefon und ich erwarte das schlimmste. Aber weil mein Sohn der Beste ist, hat er das Auto – das jetzt nicht nur kein Gas mehr geben wollte sondern auch die Bremsen streikten – an eine Steinmauer rollen lassen anstatt an den dort geparkten brandneuen Chrysler! Gute Entscheidung.
Bis ich fünf Minuten später an der Unfallstelle ankam, hat auch gerade die Polizei geparkt, die gerade vorbeifuhr. Na toll. Man muss dazu sagen, Julian hatte gerade seinen “Learners”-Führerschein zu einem “Erwachsenen”-Führerschein umgetauscht (nach 1 Jahr) und nur einen lapprigen Papierzettel zum vorweisen, da die offizielle Führerscheinkarte noch in der Post unterwegs war. Die Polizisten hätten aber netter nicht sein können. Es war in ein paar Minuten erledigt und sie sind wieder weg gefahren. Wir mussten jetzt nur zusehen, wie wir das Auto von der Mauer weg und entweder heim oder zu einer Werkstatt abschleppen lassen.
Für mich war das der Todesstoß fürs Auto. Ich wollte gar nicht mehr wissen, was das Problem war. Ich wollte es einfach nur noch los haben.
Ein paar Tage später war es dann Zeit Aufnimmerwiedersehen zu sagen und wir haben zugeschaut, wie das Abschleppfahrzeug ihn abgeholt hat. Ein klein wenig traurig war es schon.
Das hat aber nicht sehr lange angehalten. Ein neues Auto musste her. In Kanada kommst du ohne nicht weit. Der Nahverkehr ist hier noch lange nicht ausgebaut und optimiert. Ich bin selbst noch nie mit einem Bus hier gefahren, aber wer von A nach B kommen will ohne stundenlang zu warten (vor allem bei -25 im Winter) entscheidet sich für ein eigenes Auto.
Nach schier endlosem Vergleichen und Rechnen hab ich mich recht schnell in eine ganz neue Form Auto verguckt. Nachdem ich 4 verschiedene der gleichen Reihe Probe gefahren bin, war klar, dass er der mit der meisten Austattung und – für mich ganz wichtig – Allrad sein muss. Da ich nicht viel Geld übrig hatte um Vollpreis zu zahlen hab ich dann gnadenlos – und mit wenig Erfahrung darin – gepokert mit dem Verkäufer. Das Auto sollte $19.500 kosten. Ich hab mein Angebot mit $16.000 gemacht. Haha. Ich werde den Gesichtsausdruck des Verkäufers nie vergessen. Der Arme. Er war auch noch recht neu. Wie ich, die noch nie im Leben ein Auto bei einem richtigen Autohändler gekauft hat. Und noch nie ein so neues Modell (2018).
Für die nächste Stunde ging es hin und her mit dem Preis und er musste jedes Mal zu seinem Manager gehen mit dem neuen Angebot um zu fragen, ob die das machen können. Ich hatte ein Ahnung, welches Spiel die da spielen und – weil ich nichts zu verlieren hatte und in den letzten Tage alle anderen verfügbaren Autos dieses Modells Probe gefahren bin – wusste ich, wo der Preis lag. Ich hab also weiterhin mein Pokerface aufgelassen und an meiner Preivorstellung festgehalten. Am Schluss musste ich aber doch zumindest ein wenig entgegen kommen (ich wollte dieses Auto!). Bin aber immer noch sehr stolz auf mich, dass ich sie auf $17,000 runtergehandelt habe.
Ich will euch nicht weiter auf die Folter spannen und euch unser neues Baby vorstellen…
Was soll ich sagen: Es ist ein Unterschied wie es größer nicht sein könnte. Das Fahrgefühl, die Sicherheit, der Sprit- und Ölverbrauch, Sitzheizung (und -kühlung!), Autostart….. es bleibt nichts mehr zu wünschen übrig bei diesem Auto. Am meisten hat es mich aber gewundert, wie viel sicherer und smoother es fährt. Da gibt es einfach keinen Vergleich zum alten Pathfinder. Hier wackelt und ächzt nichts. Es ist so leise und du fühlst dich einfach so gut und sicher. Ich weiß, ihr kennt das sicher alle. Aber für mich ist es das erste Mal, dass ich ein so neues Auto besitze. Und ich war dumm, mich nicht schon früher dafür entschieden zu haben. Ich LIEBE jede Fahrt damit. Und ich schreibe das hier jetzt nachdem ich es schon 8 Monate fahre. Einfach toll.
Ich bin auch wieder oft zur Arbeit gelaufen sobald die Temperaturen hoch gingen. Ich liebe es. Die Luft, der Gesang der Vögel, das grün der Rasen und Bäume und den Fluss. Auf meinem Weg gibt es einen der schönsten Gärten, den ich je gesehen habe und ich bin sicher, ich hab ihn hier schon einmal gepostet.
Ein kleines Paradies
Es war ein fantastischer Sommer. Ich hab wieder Tomaten angepflanzt und Kapuzinerkresse und ein paar Blumen. Die sind hier noch nicht zu sehen, weil sie erst sehr spät sich entschieden haben vorzukommen. Nach Mitte September muss man aber die Tomatenpflanzen reinholen, weil es draußen zu frostig wird. Da sind noch einige reif geworden während sie das warme Wohnzimmer genossen.
Unsere lieben Nachbarn Natasha und Brett haben sich ein Haus gemietet 15 Minuten von hier weil es mit den Zwillingen und ihrem Hund Habana zu eng wurde in der Wohnung. Im Sommer mussten sie dann aber aus dem Haus wieder ausziehen und haben sich entschieden zurück nach Ontario zu ziehen, wo ihre Familien wohnen. Julian und ich sind dann nochmal vorbeigegangen (mit frisch gebackenen Nussecken natürlich) und haben auf Wiedersehen gesagt.
Die zwei haben vor einigen Jahren in Belize am Strand geheiratet und auch davor schon oft dort Urlaub gemacht. Sie haben sich dort ein Stück Land gekauft und arbeiten gerade ihre Pläne aus für ein Ferienresort in Belize. Sie werden dort hinziehen und ein paar Bungalows vermieten. Wir sind herzlich eingeladen und natürlich werden wir diese Einladung wahrnehmen, wenn dann mal alles fertig ist.
Im Sommer gab es leider auch wieder einige Waldbrände. Meistens im angrenzenden British Columbia aber auch einige ganz nahe in Canmore und Banff. Für Wochen gab es wieder starken Rauch in der Stadt, den der Wind hergebracht hatte. Ein paar Tage lang war es wirklich schlimm und man kann kein Fenster aufmachen. Nicht mal einen kleinen Spalt. Was bei 30 Grad Außentemperatur echt stickig und unangenehm wird im Haus. Aber wir durften uns nicht beschweren. Wir waren so weit weg von den Feuern und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie die Leute, die direkt dort wohnen wo die Feuer sind überleben wenn es hier schon so stickig war.
Gott sei Dank hat sich aber alles wieder beruhigt und wir konnten den Rest des Sommers ohne Katastrophen verbringen. Ich bin mit einer Freundin und ihren Kindern zu verschiedenen Seen gefahren und wir hatten eine so tolle Zeit.
Ein Traum!
An den Takakkaw Falls
Es gab natürlich auch wieder solch heiße Tage, das viele den Tag freigenommen und auf dem Elbow Fluss sich entlang schippern haben lassen.
Gibt es etwas besseres zu tun an einem heißen Tag?!
Julian konnte mit unseren neuen Papieren jetzt auch endlich einen Nebenjob finden und das arbeiten anfangen. Er war wie ein Wahnsinniger und hat in jedem Laden und Restaurant angefragt, ob sie Leute brauchen. Es hat auch nicht lange gedauert und er hatte einen Job. Er arbeitet in einem großen Restaurant gleich hier unten an der 17th Avenue (5 Minuten Laufzeit). “Trolley 5” hat drei Stockwerke und er ist der “Bus Boy” wie sie hier sagen. Er bringt das Essen von der Küche zu den Gästen. Es macht ihm sehr viel Spaß und er hat viele neue Freunde gefunden unter den Kollegen dort.
Julian geht es sehr gut. Oft dieses Jahr wurde die Schule wegen Covid auf online umgestellt. Aber das machte ihm nichts aus. Er ist mit jeder Situation gut klargekommen.
Es läuft gut in Schule und auf Arbeit. Dieses Jahr im Juli kommt er jedoch nach Deutschland zurück um dort zu studieren. Er freut sich schon sehr darauf und ich freue mich mit ihm auf sein neues Kapitel im Leben.
Wir waren zusammen mal wieder beim Johnston Canyon. Da waren wir das letzte Mal 2016 glaube ich. Ein toller Ort. Wasserfälle ohne Ende.
Ein weiterer Ausflug war in einen kleinen Ort in British Columbia, der sehr bayerisch angehaucht war. Da gab es große Schilder über den Läden in Form von Brezeln und bayerischen Flaggen. Eine Bedienung erklärte mir, dass es hier früher einen jährlichen Wettbewerb im Alphornblasen gab! Verrückt. Aber das ist wohl schon ausgestorben und diese kleinen Zeichen bayerischer Kultur sind die Überbleibsel davon.
Auf dem Weg dorthin kamen wir an natürlichen heißen Quellen vorbei. Die sind sehr versteckt und weit vom Highway weg. Man muss etwa 20 Minuten eine holprige ungeteerte Strasse den Berg hochfahren bis es dann ganz unscheinbar am Wegesrand ein kleines Zeichen für die Quellen gibt. Aber was für ein toller Ort! Das ist ca. 4 Stunden weg von Calgary. Aber einfach fantastisch und die Fahrt wert.
Es gibt vier mit Steinen getrennte Becken (wie auf dem Bild eins zu sehen). Das erste Becken, das an den Felsen angrenzt ist unglaublich heiß. Das nächste ist sehr angenehm heiß, eins weiter sitzt man dann schon zwischen dem eiskalten Bergfluss (siehe Foto oben) und dem heißen Becken. Und das letzte ist eigentlich genauso als würdest du dich in den eiskalten Fluss setzen, nur dass du von Steinen am Rand gehalten wirst.
Ein unglaublich schöner Ort und ein toller Geheimtip. Ich möchte jetzt im Winter nochmal dort hin um – umrandet von tiefem Schnee – in einem der heißen Becken zu sitzen.
Die Anfahrt zu den Quellen
Letzten Sommer war ich auch das erste Mal in einem Autokino. Ist das schön! Wir haben uns Snacks und Getränke mitgebracht und es gab auch Food trucks dort bevor der Film startete. Neben dem Film durften wir auch einen wunderschönen Sonnenuntergang miterleben. Was will man mehr!?
Inception – ein guter Film!
Ende des Sommers gab es ein großes Event zu feiern:
!!!Julians 18. Geburtstag!!!
Wie immer war es ein wunderschöner Sommertag. Wir haben ihn angefangen indem wir mit meinem Bruder Martin, seiner Frau Syprine und ihren 4 Kindern downtown zum Brunch gingen.
Das Essen war fantastisch und wir hatten viel Spaß. Vor allem, weil Julian keine Ahnung hatte, dass alle da sein werden.
Nur 2 Minuten Laufzeit ist der Central Park in Calgary downtown mit seinen Brunnen und wunderschönen Blumenbeeten und Rasen zum Relaxen und genießen.
Ansonsten gab wunderschöne Sonnenuntergänge und atemberaubende Skylinefotos, die ich gerne mit euch teilen würde.
Ein Spaziergang am Bow River
Das alles ist nur ein klitzekleiner Einblick in unser Jahr 2021. Es gab und gibt noch so viel mehr zu erzählen und zu zeigen. Bald mehr von uns!
Abschließend möchte ich euch noch von unserem Weihnachtsfest und Silvester mit der Familie ein Paar Bilder zeigen und euch ein gutes neues Jahr wünschen mit viel Gesundheit, Verständnis, Zufriedenheit und Kraft, die positiven Seiten des Lebens (egal die Situation in der ihr euch befindet) nie aus den Augen zu lassen.
Zwischen Weihnachten und Silvester kam auch das Geschenk für Donn an. Ich wollte ihm als Dankeschön etwas schenken, das er noch nicht hat.
Ganz ohne anprobieren und nur geschätzt, was ihm passt habe ich die perfekte Größe für ihn bestellt. Er wollte sie gar nicht mehr ausziehen und hat auch gleich einen Tanz darin hingelegt. Es war ein toller und lustiger Nachmittag. Seine Frau möchte jetzt auch ein Dirndl!
Und das Ende des Jahres 2021 haben wir im Kreise der Familie gefeiert. Mit gutem Essen und Tanzen bis in die Nacht. Was für ein Ausklang (und Start ins neue Jahr).
Auf ein Jahr voll Positivität, Engagement, Gesundheit, Vertrauen und Liebe.
Lasst es euch gut gehen und seid lieb zueinander.