Frühlingseuphorie

Ist das der Frühling…?

Diese Woche hatten wir unglaubliche 15 Grad! PLUS!!! Die Sonne schien und es war ein so schönes Gefühl, die Wärme auf der Haut zu spüren. Ich kann´s euch nicht sagen, WIE gut das tat. Ich glaube, ich hatte schon eine Schneedepression. Ich weiß, für euch nicht vorstellbar, dass man mal genug hat von schönem fluffigen Pulverschnee, aber nach Monaten ist es dann echt mal genug. Ich war sehr lange draußen spazieren und hab die Frühlingsluft in mich eingeatmet und glücklich gesehen, dass die Vögel das Gleiche tun ringsum. Es schien, als würde jeder mit einem Lächeln im Gesicht aufatmen und den Tag genießen.

Genießen sollte man das auch. Man weiß nie so recht, wann die Kälte wieder zuschlägt. Es kommt immer drauf an, ob draußen ein eisiger Wind weht oder “Chinook” übers Land fegt und warme Luft mit sich bringt (was einfach wunderbar ist). Und ich hatte recht: am nächsten Tag war alles wieder vorbei und die Kälte ist zurück.

Am Sheepriver, der durch Okotoks fließt bin ich dann in ein richtiges Fotoshooting mit zwei kanadischen Wildgänsen übergegangen, die ebenfalls in der Sonne badeten (und im eiskalten Sheepriver-Wasser).

Auch hatten wir am Wochenende wieder tierischen Besuch. So wie wahrscheinlich jedes Kind, möchte mein Sohn auch soooo gerne einen Hund. Und so wie das vermutlich jede Mutter kennt, ist der erste Gedanke: “Ja, und wer kümmert sich dran drum?!” Genau das dachte ich auch und deshalb leihen wir uns jetzt ab und an mal von einem tollen befreundeten Ehepaar Hunde aus. Zum Testen sozusagen. Das Ehepaar hat 4 Dackel. Manchmal darf einer mit, manchmal auch zwei. Das hinterlässt zwar immer etwas Verwirrung bei den zurückgebliebenen Dackel, aber umso größer ist die Freude, wenn sie wieder nach Hause kommen. Dieses Wochenende hatten wir also Max (er ist schon Dauergast) und Toby bei uns zu Besuch. Zum Knutschen!

Toby

Max

St. Patricksday

Letzten Freitag war auch St. Patricksday. Von Deutschland kenne ich das jetzt nicht so, dass das groß gefeiert wird. Hier gibt es in fast jedem Supermarkt verrückte grüne glitzernde Cowboyhüte und allerlei andres grünes Dekomaterial zu kaufen. Auch gibt es wohl in vielen Pubs “Grünes Bier”. Das ist normales Bier mit Lebensmittelfarbe…. Ja genau… würg. Nicht so meins. Ich war leider auch viel zu müde freitagabend um mich aufzuraffen, dieses Spektakel für euch einzufangen. Sorry. Aber ein Bild gab es an diesem Tag. Meine Chefin meinte, ich könne heute nicht ohne grüne Kleidung oder einem grünem Accessoire nach draußen. Daher…

 

Auch die Stadthasen, die mir jeden Tag in Calgary über den Weg laufen, schienen ihre Deko rausgeholt zu haben.

Edmonton – das hässliche Entlein

“Den Weg könnt ihr euch sparen!” haben wir von mehreren Kanadiern gehört, als wir von unseren Plänen erzählten, die Hauptstadt der Provinz Alberta zu besuchen. “Edmonton ist hässlich.”

Man soll nicht alles glauben, was man hört – hab ich gelernt. Also sind wir trotzdem aufgebrochen um uns ein eigenes Bild zu machen.

Die 3-stündige Autofahrt nach Edmonton war schon mal nicht die schönste. Grau, kahl, Industriegebiete rechts und links des Queen Elisabeth Highways. Als wir in Edmonton auf dem Parkplatz unseres Hotels ankamen, war es Abenddämmerung. Und es regnete! Regen ist eines der seltensten Dinge hier in Kanada! Aber es war auch kalt und grau. Passend dazu hat sich unser Hotel gezeigt: braun, grau, hässlich mit einer wunderbaren Rotlichtmilieu-erinnernden Beleuchtung.
Erster Eindruck: “Bäh”

Im Hotel selbst fanden wir eine sehr hübsche Lobby mit angrenzendem Restaurant und eigenem Subway-Laden. Nicht schlecht. Dafür waren die Flure zu den Zimmern und das Zimmer selbst eher gruseliger Natur. Aber wir schlafen ja nur hier. Am gleichen Abend haben wir uns entschlossen ins 5 Minuten entfernte Science-Center zu fahren. Da wollten wir schon in Calgary mal reinschauen. Dort gibt es auch eins.

Es war wunderbar und super interessant. Julian wollte gar nicht gehen. 80 % der ausgestellten Dinge konnte man selbst ertesten und bewegen, was vor allem den Kindern viel Spaß bereitete. Die “Furz-Orgel” fand Julian am besten. Mit jeder Taste kam ein anderes Furzgeräusch aus der Orgel, was sich wirklich lustig anhörte. Klar, dass Kinder da Spaß haben.

Ein I-Max-Kino gab es auch. Das kannten wir schon vom Technikmuseum in Speyer. Wer das nicht kennt: Unbedingt rein gehen. Ein Kinoerlebnis der ganz anderen Art. RIESIG!!! Klang, Bild und 3D der Extraklasse.

Für den nächsten Tag haben wir uns die größte Einkaufsmall in Nordamerika vorgenommen. Bis 2004 war es noch die WELTGRÖßTE Mall der WELT. Die ist jetzt aber in Dubai. (Klar, wo sonst?!) Die West-Edmonton-Mall ist aber immerhin noch die zehntgrößte Mall der Welt. Mit über 800 (!) Geschäften, einem eigenen Erlebnispark, einem Schwimmbad, Kino, SeaLife Unterwasserwelt und einer Eislaufbahn ziemlich das größte, was wir je unter einem Dach erlebt haben. Alles ist natürlich nicht zu schaffen an nur einem Tag. Wir haben also aufgesplittet in 1 Tag Shoppen und 1 Tag Wasserpark.

Der erwartete WOW-Effekt kam leider dann doch nicht auf. Es gab die gleichen Geschäfte, wie in jeder anderen Mall in Calgary auch. Wir waren ziemlich schnell durch an diesem Tag und haben alles gesehen. Mit müden Füßen haben wir uns dann mit Essen eingedeckt und einen gemütlichen Abend im Hotelzimmer gemacht bevor es am nächsten Tag dann ins riesige Schwimmbad ging. Die Schlangen an der Kasse durften wir schon am Vortag bewundern. Wir sind also pünktlich zur Öffnungszeit an der Mall angekommen und haben uns in die bereits vorhandene 30 m lange Schlange angestellt. Billig ist so eine Schwimmbad direkt in der Mall natürlich nicht! 45 Dollar pro Person. In der Umkleidekabine durfte ich dann erfahren, dass das noch nicht reicht: Für einen Spint muss man nochmal extra 12 Dollar zahlen!!!! Ist das nicht der Wahnsinn. Unglaublich.
Dafür hatten wir aber durch einen tollen Zufall ein gratis Mittagessen und einen Wasserreifen für den Tag dazubekommen, da eine Mutter vor uns in der Schlange uns in ihre Kindergeburtstagsgruppe mit eingeschleust hatte.

Auch wenn wir eine der ersten 100 Gäste waren, gab es schon keine Liegeplätze oder freie Stühle mehr. Das ist hier nicht anders als in Deutschland im Freibad. Kommen – Liege mit einem Handtuch belegen – und dann den ganzen Tag nicht drauf liegen.

Das ist mal ne Konstruktion, oder!? Es war tatsächlich auch ein kleiner Irrgarten den Weg zur gewünschten Rutsche zu finden

Das größte Becken war ein Wellenbad mit Wellen wie im Ozean. Wirklich toll gemacht. Dann gab es noch 17 (!) Rutschen. Von mild bis oh-mein-Gott-niemals. Julian ist eigentlich ein richtiger Rutschenfanatiker. Aber an diesem Tag war er außer zum Mittagessen nicht mehr aus den Wellen rauszubekommen. Satte 6 (!) Stunden verbrachte er in den Wellen. Gut, ich auch mind. 4 Stunden. Es war toll. Mit den Reifen konnte man sich gemütlich treiben lassen wenn die Wellen Pause hatten. Aber wenn du auf dem Reifen warst und von einer Welle erwischt wurdest, konnte es schon vorkommen, dass du über die hinter dir schwimmenden Leute drüber flogst und 10 Meter weiter hinten aus dem Wasser aufgetaucht bist. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Von den Rutschen haben wir leider nur 1 ausprobiert. Und das war nicht eine der waghalsigen in der du zu Beginn in einer Art Rakete stehst. Du stehst in einer Art Glasbehälter in der du den Countdown hörst, bis sich der Boden (!) unter deinen Füßen öffnet und du in die Rutsche entlassen wirst. Gruselig. Nichts für mich. Dazu kommt noch der “Tsunami”, das ist eine Wellenanlage in der man Surfen kann. Ja richtig, surfen. Noch dazu kommt eine Zipline, mit der man über das große Becken fliegen kann. Langeweile kommt da sicher nicht auf. Man braucht nur das nötige Kleingeld. Das kostet nämlich natürlich alles extra!

Was du an diesem Schwimmbad auch mögen musst, sind die vielen vielen Zuschauer. Direkt von einigen Geschäften in der Mall kannst du nämlich ins Schwimmbad schauen. Auch gibt es eine Besucherterrasse. Wie am Frankfurter Flughafen. Nur kannst du hier halbnackte Badegäste bewundern anstatt Flugzeuge.
Nach 8 Stunden im Schwimmbad sind wir auch an diesem Tag müde und glücklich ins Bett gefallen. Von Edmonton selbst hatten wir bis dahin nicht wirklich was gesehen. Seit 2 Tagen war es grau und regnerisch. Ein Wetter, dass wir bis dahin in Kanada noch gar nicht hatten. Hier ist zu 98 % jeden Tag blauer Himmel und Sonnenschein!

Ein Nachbau der “Santa Maria”, eines von Kolumbus’ Schiffen gibt es auch zu bewundern

Ich war dennoch nicht bereit, Edmonton aufzugeben und glaubte an ein Wunder für den nächsten und letzten Tag. Doch was soll ich sagen: Unser kurzer Ausflug nach Downtown Edmonton ergab keine andere Bewertung als die, die wir schon vorher zu hauf gehört hatten: hässlich. Vielleicht nicht unbedingt hässlich, aber auch nicht schön. Und auch ich muss dieser Stadt leider den Stempel “nicht sehenswert” aufdrücken. Gut: abgesehen von der Mall natürlich. Aber dazu muss man nicht wirklich 3 Stunden fahren. Es gibt auch tolle Schwimmbäder in Calgary. Auch mit Wellenbad.
Das hat man davon, wenn man nicht auf andere hört 😉

Goodbye hässliches Entlein. Trotzdem schön, dich kennengelernt zu haben. Und gerade als wir aus der Stadt rausfuhren, klärte sich der Himmel und die Sonne kam seit Tagen aus ihrem Versteck ?

Fakten – Fakten – Fakten

Heute gibts mal ein bisschen Wissen anstatt vieler Fotos. (Fotos gibts natürlich auch welche)

“Okotoks” – was so lustig klingt bedeutet in der Sprache der First Nations “großer Stein”. Um genau zu sein waren es die Blackfoot First Nations (“Schwarzfuß-Indianer”) die der Stadt den Namen “ohkotok” gaben.

Das beruht auf der Geschichte des großen Felsbrockens, den man am Rande von Okotoks bewundern kann. Dieser wurde – mitsamt vieler anderer immenser Gebirgsbrocken – vor sehr langer Zeit als das Gletschereis der Rocky Mountains schmolz mit dem Wasser bis nach Okotoks getragen. Er ist 16.500 Tonnen schwer und mittlerweile in zwei Teile gebrochen. Von der Größe her ist er vergleichbar mit einem zweistöckigen Haus.

Hier ein Bild mit dem berühmten BIG ROCK außerhalb von Okotoks (2010)

So ein paar Dinge sind mir hier aufgefallen, die anfangs eventuell etwas komisch waren, aber mit der Zeit immer mehr Sinn ergaben. Wie z. B. Straßenkreuzungen mit Ampeln. Wie oft stehst du in Deutschland an einer Ampel und musst dir den Hals verrenken, um die Ampel zu sehen?
Hier sind die Ampeln in der Mitte der Kreuzung montiert und du hälst ca. 10 m vor Mitte der Kreuzung. So hast du – ohne dich anstrengen zu müssen – immer einen perfekten Blick auf die Ampeln.

Auch kann man hier an jeder Kreuzung – bei ROT – rechts abbiegen, was oftmals echt “needy” ist.

Apropos Straße – Verkehr – Erlaubt und nicht erlaubt:

Ich hatte doch tatsächlich meinen ersten Polizeikontakt! Nach so vielen Erzählungen von verschiedensten Leuten, die mir alle klar machten, dass mit der Polizei hier nicht zu spaßen ist, durfte ich es selbst erfahren. Ich fahre ja wirklich anständig, nachdem mein Bruder mir erzählte, dass es rund 400 Dollar kostet, wenn man an einem Stopschild nicht komplett (die Räder müssen stehen) anhält. Ich stoppe IMMER komplett. Wenn es auch manchmal einige meiner Mitfahrer irritiert. Die wissen scheinbar nicht, was ich weiß ?

Jedenfalls wurde ich letzte Woche tatsächlich erwischt. Ich war etwas in Gedanken, als ich den Berg von Julians HighSchool runterfuhr. Erst als vor mir auf der Straße ein Polizist mit Blitzgerät auftauchte und mich aufforderte mein Fenster zu öffnen, wurde mir schlagartig heiß und kalt. Er zeigte mir auf dem Radarmessgerät, dass ich 47 km/h anstatt 30 km/h gefahren bin. Und das in einer SCHULZONE!!!!

Oh no!!! In einer Schulzone zu schnell fahren oder Passanten nicht über die Straße zu lassen sind hier die schlimmsten Vergehen im Straßenverkehr. Mir wurde etwas schlecht. Er forderte mich auf, an der Seite zu parken und ihm meine Papiere zu geben. Mit zitternden Händen sammelte ich also meine Autopapiere, meinen deutschen Führerschein mit dem internationalen Führerschein zusammen und gab ihm alles. Dann verschwand er für eine kleine Ewigkeit in seinem Auto und gab mir genügend Zeit über meine Tat nachzudenken. Ich wurde immer nervöser und die Dollarsummen vor meinem inneren Auge wurden immer höher. Das wird so teuer werden! Schulzone und dann noch so viel zu schnell!

Nachdem ich einige Stoßgebete gen Himmel gesandt hatte kam er zurück und fragte mich, warum ich ohne gültige Fahrerlaubnis fahre!? WAS!? Mein deutscher Führerschein zusammen mit dem Internationalen würde nur für die ersten 90 Tage gelten. Danach müsste ich meinen deutschen in einen kanadischen Führerschein tauschen. (Genau darüber hatte ich mich aber vorher schon auf der Behördenwebsite informiert und dort stand, dass ich mit dem Internationalen 1 Jahr fahren kann; ABER wie ich von Bekannten wusste: Mit der kanadischen Polizei diskutiert man nicht! Mit jedem Strafzettel bekommst du nämlich auch gleich einen Gerichtstermin, bei dem du erscheinen kannst und DORT und nur dort kannst du dann diskutieren über deinen Fall. Also hab ich brav “Entschuldigung, das wusste ich nicht” gestottert.) Er meinte dann, dass er mir das jetzt heute mal durchgehen lässt, ich aber in den nächsten Tagen unbedingt meinen Führerschein tauschen lassen muss. Ich bejahte eifrig und dann bekam ich den befürchteten gelben Zettel mit der Strafgebühr für´s zu schnell Fahren:

Ich traute mich erst gar nicht draufzuschauen. Aber was soll´s. Passiert ist passiert. Ich suchte also den Zettel ab nach einer Summe um die 500 Dollar. Aber vergebens. Da stand nur eine Summe von “149 $”…. Ich war verwirrt. War das vielleicht sogar eine 7 anstatt einer 1? “749 $”???

Aber nein. Es waren “NUR” 149 $ an Strafgebühr. Mir fiel ein echter Stein vom Herzen! Das geht ja noch.

Um meinen neuen Führerschein hab ich mich noch am selben Tag gekümmert. Die Damen der Zulassungsstelle wollten mir zwar auch erst erklären, dass ich das nicht brauche wenn ich einen Internationalen habe, aber als ich erwähnte, dass der Police Officer das anders sah heute morgen, gaben sie mir die Anträge zum Ausfüllen und machten ein neues Passfoto für meinen neuen kanadischen Führerschein. Und dass ich dort 3 mal hinfahren musste, um endlich alle Daten zusammenzukriegen war wohl ein Gruß aus Amtszeiten 😉 Der PC wollte nicht so richtig und ich musste immer mal wiederkommen um nachzufragen, ob es mit dem Datenausdruck jetzt geklappt hat.

Ich krieg jetzt also nochmal nen ganz neuen Schein für die letzten paar Monate hier. UND: Die haben meinen Deutschen einfach behalten. Den krieg ich nicht wieder. Sprich: Nachdem ich mich in ein paar Wochen an meinen Kanadischen gewöhnt habe, muss ich ihn in Deutschland schon wieder gegen einen Neuen tauschen ? Und bis ich meinen Kanadischen hier sehe, dauert noch ein paar Wochen. Der wird zugeschickt. Bis dahin hab ich einen schicken kleinen Zettel für die Polizei zum Vorzeigen anstelle eines Scheins. Ich hoffe nicht, dass ich den Zettel oder meinen neuen Führerschein nochmal zeigen muss. Der Schreck sitzt noch tief genug.

Als ich einer Freundin davon erzählte kamen wir so ins Plaudern über sinnlose Dinge und unter anderem auch, dass ja mittlerweile Wörter wie “Zigeunerschnitzel”, “Negerküsse” usw. verboten sind. Da meint sie plötzlich: “Nur den Führerschein; den haben sie noch nicht verboten! Wo er doch der Schlimmste von allen ist!” Ich wusste erst nicht, was sie denn meinte. Aber dann: FÜHRERschein!!!!! Ist euch das schon mal aufgefallen!? Zigeunerschnitzel darf man nicht sagen, aber FÜHRERschein!?

Komisch, hm!?

So, was gibt es noch an Besonderheiten hier:

Ein wahres Fadenkreuz gibt es mitten in Calgary. Verkehrskreisel kann man hier an zwei Händen abzählen. Die muss man schon suchen. Aber wenn du einen findest,  dann ist das nicht so ein normaler langweiliger Kreisel – nein – wenn schon denn schon ? Kanada macht keine halben Sachen. Durch diesen Kreisel hier muss ich öfter mal durch und es ist mir jedes mal ein Gräuel. Dieser Kreisel ist nicht nur zweispurig sondern mitten hindurch laufen Bahngleise! Und das ist nicht so eine alte vergessene unbefahrene Bahnstrecke! Also musst du schon konzentriert fahren,  um auf Züge,  Lichter,  Schranken, Schilder und Autos zu achten ?

Schlechtes Foto – ich weiß. Aber um das richtig drauf zu kriegen müsste ich schon mit einem Helikopter drüber fliegen ?

Briefkästen: Die gibts hier nicht. Ja, richtig. Kein Haus hat einen Briefkasten. Hier gibt es in jeder Straße einen großen Kasten mit vielen kleinen Schließfächern in die die Post sortiert wird. So muss der Briefträger in jeder Straße nur zu einem Ort um seine Post abzuliefern. Und jeder Bewohner muss dorthin um in seinem Schließfach seine Post abzuholen. Ist das jetzt eine gute Lösung? Na, ich finde es immer noch besser seinen Briefträger zu kennen und grüßen zu können, wenn er die Post ans Haus bringt 😉
Bis zum nächsten Faktenstop! 🙂

Liebe Grüße

Marion

Hundeschlittenfahrt durch die Rocky Mountains

Wo soll ich nur anfangen!?

Es war so unglaublich schön. Einfach umwerfend.

Mit einem Kleinbus ging es von der Stadtmitte Canmore hinauf in die verschneiten Berge. Es lag noch richtig viel Schnee und die Straßen waren holprig. Aber die Aussicht…….!!! Einfach unbeschreiblich schön. Ich finde keine Worte.

Oben angekommen warten etwa 100 wunderschöne, superbrave Huskies. Alle angeleint rechts und links vom Weg inmitten des Waldes. Jeden einzelnen kann man streicheln und hallo sagen. Sie sind so brav und gut erzogen, sie rühren sich nicht vom Fleck. Es stehen etwa 15 Hundeschlitten bereit.

Aber zuerst gibt es eine herzliche Begrüßung und einen kleinen Crashkurs im Hundeschlittenfahren. Ich  bin mal wieder froh über meine Entscheidung, NICHT selbst den Hundeschlitten zu fahren. Die Dame am Telefon wollte mir das so verkaufen. Weil das so leicht wäre und man ja vorher eine Einweisung bekommt. Aber wenn ich den netten jungen Mann da so höre in seinem Tempo-100-Englisch bin ich sehr froh, dass ich nicht alles verstehen MUSS, was er sagt. Er informiert nämlich diejenigen, die gebucht haben, den Schlitten selbst zu führen darüber, welche Befehle es für die Hunde gibt und auf was man achten muss, wenn z. B. ein Eichhörnchen oder ein Reh oder vielleicht auch ein Wolf aus dem Wald kommt und die Hunde es/ihn jagen wollen. Haha, guter Witz. Da will ICH nicht am Steuer sein müssen.

Was mich aber dennoch erstaunt hat war, dass doch 90 % selber fahren wollen und das so gebucht haben. Respekt.

Dieser hier meditiert wie man sehen kann

Am Beginn der Einweisung sind die Hunde sehr friedlich und sitzen ganz brav in ihren Geschirren vor den bereit gestellten Schlitten. Wie der Guide so schön demonstriert indem er ihnen den Befehl zum Loslaufen zuruft kann man sehen, wie intelligent diese Hunde sind. Sie rennen nämlich NICHT los.

Sie wissen GANZ GENAU, wann es los geht und dass das eben nur eine kleine Vorfühurng war. Ein paar Hunde schauen zurück zum Guide aber die meisten bleiben teilnahmslos sitzen und schauen nach vorne. Unser Guide meint, dass wir schon bald merken, wenn die Hunde wissen, dass es los geht.

Am Ende der Einweisung kann man plötzlich kein Wort mehr verstehen, denn die Hunde wissen genau, wann die Einführung zuende ist und dass es DANN los geht. Es wird geheult, dass man es bestimmt kilometerweit hören kann. Ein Konzert – der reine Wahnsinn. Wir sind sprachlos und freuen uns mit den Hunden auf die Tour, die jetzt beginnt.

Es geht für die, die selbst fahren hinten auf den Schlitten und für die Mitfahrer in den großen Sack vorne auf dem Schlitten, indem man es sich mit Decken sehr gemütlich machen kann. Julian und ich machen es uns also auch gemütlich und sind schon jetzt fasziniert von unseren Hunden, die einen Meter vor dem Schlitten unruhig auf der Stelle tanzen. Endlich geht´s los!!!

Alle 14 Schlitten fahren hintereinander. Es ist immer ein Schlitten mit einem Guide drauf in der Nähe, der den unerfahrenen Fahrern Hilfestellung gibt. DAS hab ich nicht gewusst. Ich dachte ich muss da allein mit dem Schlitten über ne längere Strecke fahren. Aber nein – es ist immer für Sicherheit gesorgt. Und was soll ich sagen: Die Hunde kennen sich ohnehin so gut aus, dass es egal ist, wer als Fahrer hintendrauf steht. Okay – nicht ganz egal – ein bisschen was musst du schon auch tun. Sie sind aber in ihrem Element und geben Gas. Wir brausen durch die Wälder der Rockies und schauen die sonnenbeschienenen Berggipfel vor uns…. es ist so schön!

Die Fahrt ist richtig schön lang, sodass man es in allen Zügen genießen kann. Mittendrin halten wir auf einem gefrorenen Bergsee und warten auf alle Nachzügler. Jetzt ist die Gelegenheit, doch noch “selbst” zu fahren, was freudig begrüßt und unterstützt wird. Ich darf mit unserem Guide zusammen den Schlitten lenken. Es ist wunderbar. Man muss sich extrem gut festhalten, dass man beim nächsten Hügel im Weg nicht abgeschmissen wird, aber machbar.

Was für ein tolles Gefühl. Den Hunden wird alle paar Meter zugerufen, wie toll sie das machen und man spornt sie an, wo man nur kann. Am Ende unserer Fahrt will auch Julian mal an den Lenker und ich und er fahren den Schlitten ganz alleine zurück ins Lager. Absoluter Wahnsinn!!

Es werden nochmal mindestens die Hälfte der Hunde gestreichelt und tschüss gesagt, bis es ans Lagerfeuer an einem Eissee geht, wo es heißen Apfelwein und Gebäck gibt. UND Fotos! Die nehmen wir NATÜRLICH. Dieses Erlebnis vergessen wir so schnell nicht. Aber es ist doch immer gut, Fotos davon zu haben.

Jedem kann ich das nur empfehlen. Es ist ein wunderschönes Erlebnis!!!!!

Es war schwer zu gehen und nicht gleich noch ne Runde zu bezahlen 🙂

Liebe Grüße

Marion & Julian

Snowtubing im Nationalpark Banff

Banff und Lake Louise sind eine der schönsten und weltberühmtesten Schneegebiete der Welt. Es ist auch wirklich ein Traum hier. Die Rockies faszinieren mich ja schon immer. Aber so mitten in ihnen zu sein und um einen herum alles voller glitzerndem Pulverschnee ist einfach unbeschreiblich.

Zu meinem Geburtstag hat mir mein Bruder mit Family einen Ausflug zum Mount Norquay zum Snowtubing geschenkt.

Ich konnte vorher nicht wirklich was damit anfangen, aber als wir dort ankamen, war ich nach einem kurzen Schockmoment Feuer und Flamme. Mein lieber Bruder hat mich nämlich in dem Glauben gelassen, dass wir mit den riesigen Reifen die Skipiste runterfahren! Und das mit ca. 90 km/h. Ich war geschockt. “DAS mach ich nicht!”

Meine Schwägerin hat es dann Gott sei Dank aufgelöst. Als wir ums Haus herumgingen hab ich dann auch die Tubing-Piste sehen können. DAS war machbar. Und es sah nach sehr viel Spaß aus.

Und den hatten wir auch. WOW! Es war super! Das erste Mal wenn man da oben steht und die Piste runterschaut, das sieht schon etwas schnell aus. Und es stellte sich raus: Das ist es auch! Aber es lohnt sich. Was ein Spaß!!! Nachdem wir gemerkt haben, dass es darauf ankommt, ob man allein oder zu zweit fährt wie schnell man den Berg runter kommt, ist keiner mehr allein gefahren. Wir haben sogar alle unsere acht Reifen aneinander gehalten und sind zu acht die Piste runter gefegt. DAS war schon grenzwertig, denn durch diese enorme Geschwindigkeit ist dir der Schnee nur so übers Gesicht gepeitscht, was mehr weh tut als nur der bekannte “Gehirnfrost” beim Trinken von etwas sehr kaltem.

Ich glaube, ich hatte mehr Spaß als die Kinder. Die waren nach 1 1/2 Stunden schon müde und hungrig. Ich hätte noch locker 2-3 Stunden weitermachen können.

Auch wenn es auf den Bildern so easy aussieht, weil wir ja nicht mal richtig hochlaufen mussten sondern befördert wurden, täuscht man sich doch ganz schön, wenn man das letzte Stück oben auf geeistem Schnee mit riesen Reifen und Kindern im Anhang bewältigen muss. Aber nach einem kurzen Picknick an unseren Autos ging es dann auch schon zur nächsten Runde Snowtubing.

Nach 4 Stunden rauf und runter war dann auch ich etwas müde und froh, als einstimmig entschieden wurde, in die Hot Springs in Banff zu fahren um unseren Muskeln etwas Entspannung zu gönnen. Es ist jedesmal einfach nur herrlich in diesem heißen Wasser zu sitzen, die schneebedeckten Rockies anzuschauen und sich treiben zu lassen.

Ein wunderschöner Tag ging bei einem sehr guten Abendessen in Canmore zu Ende.

Es gab für mich zum ersten Mal in meiner glutenfreien Zeit sogar Schokoladen-Minze-Kuchen zum Dessert. Oh yeah. Was für ein perfekter Tag.

Calgary

Calgary ist so riesig, dass man von der Stadtmitte aus nach Norden und Süden bis zu 30 km fahren muss um an die Grenze zu gelangen…

Meine Neffen nennen dieses schöne Gebäude nur liebevoll “Sellerie-Tower” weil es aussieht wie ein Stangensellerie ?

Es gibt – außer Downtown – kaum Hochhäuser oder große Wohnblöcke. Calgary besteht aus tausenden von Einfamilienhäusern, die sich in alle Himmelsrichtungen ausbreiten und die Stadt immer weiter und weiter wachsen lässt. Jedesmal wenn wir hierher fliegen, ist Calgary wieder ein Stück gewachsen. Und ein Ende ist nur in Sicht, wenn die Grenzen zu den nächsten Städten oder Orten erreicht sind.

Calgary hat wunderschöne Hochhäuser und traumhafte Einfamilienhäuser. Selbst das städtische Amt ist ein Kunstwerk:

Nebenan steht gleich die Stadtbibliothek, die zu meinem großen Erstaunen absolut kostenlos ist für die Calgarians. Erstaunt war ich auch, als ich in die Eingangshalle kam und dort drinnen ein riesiges Feuerwehrauto samt Blaulichtgewitter und Feuerwehrmann stehen sah. Vor allem Kinder können hier in das Innere eines Feuerwehrwagens schauen und in richtige Feuerwehrstiefel schlüpfen, die dort bereit stehen. Sieht beeindruckend aus.
Zu diesem kleinen Stadtrundgang kam ich aber nicht einfach so. Ich wollte mich über Ein- und Ausreisemöglichkeiten mit meinem Visa informieren und bin dazu schon frühmorgens vor der Arbeit zu dem mir empfohlenen Amtsgebäude gefahren. Dort angekommen habe ich mal vorsichtshalber für 2 Stunden Parkgebühren gezahlt. Man weiß ja nicht, wie lange das hier auf dem Amt so dauert. Ich habe dann also wahnsinnige 18 (!) Dollar für 2 Stunden parken gezahlt. Parkgebühren sind hier in der Stadtmitte so schlimm, als würde man am Frankfurter Flughafen parken. Im zuständigen Amt hab ich mich dann am ersten Infoschalter informieren wollen, wo ich hin muss. Die gute Frau konnte mir auch gleich weiterhelfen: Ich bin hier in diesem Gebäude ganz falsch. Ich muss zu einem ganz anderen, am ganz anderen Ende der Stadt. Na klar. Was sonst.

Also was tun. Ich war noch viel zu früh, um zur Arbeit zu fahren, hatte bereits für 2 Stunden Parken gezahlt und zum anderen Amt zu fahren, war zeitlich nicht machbar. Hier kam ich also zu dem Punkt, die Zeit zu nutzen und für euch ein paar Bilder von Calgarys Innenstadt zu schießen. Verfahren hab ich mich dann auch noch kurz. Aber zu meinem Glück. Denn nur so hab ich den wunderschönen Weg am Fluss entdeckt, der mitten durch die Stadt führt. Ein Traum. Hat mich ein bisschen an Hamburg erinnert. Da muss ich nochmal hin, wenn ich Zeit habe. Und wenn Sonntag ist. Dann kostet das Parken nämlich nichts.

Eisiges Calgary

Merry Christmas and a happy new year!

Ich hoffe, ihr hattet ein wunderschönes Weihnachtsfest mit euren Lieben und seid gesund und gut ins neue Jahr 2017 gerutscht.

Weihnachten hier ist – wie schon erzählt – anders. Es gibt hier so viele Glaubensgemeinschaften, die – wie ich auch bereits schon erzählt habe – ganz wunderbar zusammen bzw. nebeneinander leben. Die einen feiern am 24. Weihnachten, die anderen am Morgen des 25. und wieder andere erst am 26. Oder gar nicht. Die gibts auch. Und das ist das, was ich an Kanada bisher am meisten liebe. Jeder lässt jedem seinen Glauben und man wünscht sich einfach nur frohe Weihnachten oder eine gute Zeit. SO EINFACH IST DAS!!!! Ist das nicht wunderbar!

Besuch im Vorgarten

Besuch im Vorgarten 

Wir haben – ganz traditionell – am 24. abends gefeiert. So viel anders war es gar nicht wie in Deutschland. Wir haben uns das Zubereiten des Weihnachtsessen aufgeteilt. Martin hat wie jedes Jahr zur Feier des Tages seine Rouladen gemacht, meine Schwägerin die Kartoffelklöße mit Bratensoße und ich das Rotkraut mit Esskastanien. Der Tisch war festlich geschmückt und selbst die Kinder waren rausgeputzt. Bevor es Essen gab ging es aber in die Kirche. Die war, als wir ankamen schon rappelvoll. Wie immer an Weihnachten. Der Pfarrer hat es ganz treffend – und unter viel Gelächter und Applaus – angemerkt, als er am Ende des Gottesdienstes jedem ein schönes Weihnachtsfest wünschte und in die voll besetzte Kirche winkte mit den Worten: “Und für viele von euch: Bis nächstes Jahr dann“.

Unser Weihnachtsmenü

Geschenke gab es aber an diesem Weihnachtstag nicht. Endlich konnte man mal in Ruhe essen, ohne dass die Kinder unruhig wurden, wann denn endlich aufgepackt werden darf. Geschenke werden erst am Morgen des 25. ausgepackt. Dann, wenn Santa Claus sie über Nacht durch den Kamin ins Wohnzimmer und unter den Baum gebracht hat. Hoffentlich hat jeder einen Kamin. Sonst geht man leer aus 🙂
Am 25. gab es dann noch ein großes Frühstück und es ging los mit den Geschenken. Es war sehr schön anzuschauen. Wenn ich auch als Erwachsene keine große Freude mehr daran habe, zuzuschauen, wie Kinder die Geschenke aufreißen, kurz anschauen und schon zum nächsten greifen. So sollte das nicht sein. Aber bei so vielen Geschenken, wie Kinder heute bekommen, ist es kaum aufzuhalten. Es ist eine Flut an Geschenken. Ich würde gerne mal ein Weihnachten ganz ohne Geschenke feiern. Dann könnte man sich evtl. mal ganz und gar auf Weihnachten konzentrieren.

Um das neue Jahr zu begrüßen, sind wir nach Calgary reingefahren und waren mit Freunden italienisch essen. Danach sind wir noch zusammengesessen und haben Pictionary gespielt. Es war sehr lustig. Wer das Spiel kennt, weiß, dass es lustig war. Ohne Feuerwerk ging es diesmal ins neue Jahr 2017. Und es war gut so. Feuerwerk braucht man nicht dafür.

Könnt ihr es sehen? Ich werde nur noch kleiner. Mein Sohn wächst mir über den Kopf.

Zwischen den Jahren hatte ich 3 Tage frei, die ich größtenteils einfach nur mit relaxen, kochen und schlafen verbracht habe. Das war mal nötig. Und zwischen den Jahren ist ohnehin eine komische Zeit, in der nicht viel los ist.

Verschneites Calgary

Ausgeruht konnte ich dann zum ersten Mal meinen Geburtstag in Kanada feiern. Ich war zum zweiten Frühstück Downtown Calgary und dann ein wenig bummeln in der Innenstadt. Was sich als nicht so schlaue Idee herausstellte: es hatte knackige -25 Grad. Das ist kein Wetter um draußen herumzulaufen. Und erst recht nicht, wenn es windig ist, was die gefühlte Temperatur gleich mal auf -33 Grad fallen lässt. Brrr…. Es war irre kalt. Wir haben trotzdem eisern durchgehalten und ein Foto für euch gemacht.

Brrr… so kalt

Abends ging es dann zum Inder. Nicht schlecht. Aber ich muss feststellen. Bei meiner Arbeit koche ich tagtäglich sooo irre gutes Essen, dass mich ein Besuch im Restaurant gar nicht mehr reizen kann. Das ist alles nur noch “Gut” anstatt “WOW”. “Wow” gibts halt schon jeden Tag 🙂 Wirklich wahr. Ich hab noch nie so lange jeden Tag so gut gegessen wie hier bei der Arbeit.

Gestern haben wir wieder einen “Sundog” fotografieren können. Ist das nicht ein wunderschöner Anblick?! Ein wenig angsteinflößend finde ich es manchmal, aber auch majestätisch. Hier sind sogar zwei Nebensonnen am Himmel, weil es so schön kalt ist. Und mit den fantastischen Sonnenaufgängen hier nochmal so schön.

Sundogs

Kanadischer Winter – Gar nicht so schlimm wie gedacht

Winter in Kanada ist auf jeden Fall sehr kalt. Aber auch so viel schöner. Die Sonne scheint fast jeden Tag und wärmt einem das Herz.

Seht selbst:

Gestern bin ich mal ein bisschen ins Gelände gestapft. So tief,  dass die Schuhe bei jedem Schritt einsackten. Es war ordentlich Wind vorhanden, sodass es reine Kunst war die am Boden übrig blieb:

Seit Wochen wollte ich mal wieder in “meine” Berge fahren. Nichts entspannt mehr als die Rockies ganz nah zu betrachten. Noch dazu mit frischem Pulverschnee bedeckt.

Wir sind morgens früh los und direkt die etwas weitere Strecke nach Lake Louise gefahren. Das sind knappe 2 Stunden Fahrt. Unterwegs hat es schon zu schneien begonnen. Wunderschön sag ich euch. Ich kenne die Strecke, die angrenzenden Wälder und den seitlich des Highways verlaufenden Bow-River nur türkisfarben und leuchtend. Zum ersten Mal sah ich alles in verschiedensten Weißtönen bedeckt. Auch den Lake Louise kennen wir nur in dieser Pracht:

Das war 2008 und unser erster Besuch in Kanada
Gestern sind wir zum ersten Mal auf diesem Wasser gelaufen. Es ist dick zugefroren und es gibt sogar drei ausgeschilderte Strecken, die man mit Schneeschuhen erlaufen kann. Alles auf Eis und Schnee. Frischer Schnee kam von oben,  was die ganze Atmosphäre nur noch zauberhafter machte:

Es war auf jeden Fall wieder einen Besuch wert.

Danach sind wir noch nach Banff reingefahren. Ich dachte eigentlich,  es wäre nicht so viel los wie im Sommer (da ist Banff überfüllt wie ein Kaufhaus im Schlussverkauf) aber da hab ich mich geirrt. Ich hatte wohl vergessen,  dass Banff auch international sehr beliebt ist für alle Wintersportler. Es war kaum ein Durchkommen. Haben schlussendlich aber einen Parkplatz ergattern können und uns ins Getümmel gestürzt.


Kanada – ich hatte ja echt Angst vor deiner Kälte im Winter – aber auch dann bist du einfach wunderschön und man sieht über die Minusgrade hinweg.

Naturschauspiel Kanada

Letzte Woche konnte ich endlich etwas fotografieren, was mich jeden morgen fasziniert und den Straßenverkehr kurzzeitig vergessen lässt, weil ich meinen Blick nicht abwenden kann.

Ich fahre täglich über die Brücke unter der der Bowriver fließt. Weil es so richtig kalt ist, sind viele Seen und sogar Flüsse – wie der Sheep-River in Okotoks – schon eingefroren. Die Flüsse, die noch nicht zugefroren sind,  fangen an zu Dampfen im Licht der aufgehenden Sonne, was einfach unbeschreiblich fantastisch aussieht:

Alles was bei -30 ° Grad von der Sonne geküsst wird,  dampft.

Dass Sonnenaufgänge so wunderschön sind,  habe ich bereits erwähnt. Aber nicht nur die Sonne gibt hier ihr Bestes:

Das ist nicht die Sonne! Das ist der aufgehende orangene Mond, den wir letzte Woche hatten. Wunderschön,  oder! ?

Und weil das an Schönheit noch nicht genug ist,  gibt es hier durch die extreme Kälte ein ganz besonderes Phänomen: Den “Sun Dog”. Das ist eine Nebensonne. Sun Dog wird sie genannt,  weil der Hund ein Tier ist, dass immer nah an seinem Herrchen ist. 

Wer mehr wissen will zum Thema:

Nebensonne – Wikipedia

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Nebensonne

Ebenfalls immer ein Foto wert: Calgary

Und ob Mond oder Sonne: Immer das Handy oder einen Foto bereit haben! 

Kanadische Landstraßen mit den schneebedeckten Rockies im Hintergrund ?

Der aufgehende Supermond über Calgary City.

Ein “normaler” aufgehender Mond im Vergleich ?

“Last Christmas – i gave you my heart..”

Merry Christmas everyone!

Ich habe ja im letzten Beitrag schon viele Vorteile über Kanada und die Menschen hier geschrieben. Alle sind supernett, ob im Straßenverkehr oder in einem Laden. Aber an Weihnachten…. wow. Da sind sogar die Busse dabei:

 

Zwischen der Anzeige des Fahrtzieles kommt immer wieder ein Wunsch an alle: “Merry Christmas“. Schön, oder?! Kostet nichts – schenkt einem aber ein Lächeln, wenn man es liest.

Weihnachten ist hier – wie Halloween – etwas anders in den Dimensionen. Meine Schwägerin hat mir schon an Halloween gesagt, dass die geschmückten Häuser nichts sind im Vergleich wie sie an Weihnachten geschmückt sein werden.

Und sie hatte Recht! Seht selbst.

Leider kommt es auf den Bildern nicht wirklich so gut rüber, wie wenn man unmittelbar davor steht. Und ich kann gar nicht alle Häuser fotografieren und hier rein stellen. Sorry 🙂 Glaubt es mir einfach: Es sieht toll aus!
Wo Kanada im Vergleich zu Deutschland gleich ist, ist das Verhalten aller kurz vor Weihnachten. Es ist so ein Verkehr überall. Im Supermarkt ist es immer “busy”. Alle kaufen ein, als gäbe es kein Morgen mehr!

Hier wird aber schon so früh vor Weihnachten eingekauft, weil fast jeder eine Christmasparty im Advent macht. Total tolle Sache! Es gibt entweder ein Christmas-Frühstück, oder ein Christmas-Lunch oder ein Christmas-Dinner. Man lädt einen Haufen Leute ein, gibt eine Uhrzeit an, fragt ein paar wenige Gäste, ob sie einen Salat oder einen Nachtisch bringen wollen und fertig ist die Party. Es ist immer sehr locker, gemütlich und einfach toll. Sollte man in Deutschland auch einführen. Gerade weil keiner richtig Zeit hat im Advent vor lauter Gerenne. Man sitzt einfach ein wenig zusammen, isst was und quatscht. Und das Wichtigste dabei: Man nimmt sich Zeit. Ich war schon in so vielen tollen Häusern. WOW WOW WOW. Unglaublich toll. Ich bin jedesmal neidisch. Bloghäuser mit riesigen Kaminen im Wohnzimmer, tollen Küchen, wunderschönen Weihnachtsbäumen und unglaublich netten Gastgebern.

Weihnachtsbäume werden hier übrigens nicht erst kurz vor Weihnachten aufgestellt. Hier hat jeder schon seinen Baum im Wohnzimmer stehen und geschmückt. Viele haben ihn direkt am bodentiefen Fenster zur Straße hin. Wie im Film sag ich euch. Wunderschön.

Auch wird Weihnachten hier nicht am 24. Dezember gefeiert wie bei uns. Weihnachten ist hier erst richtig am Morgen des 25. Dezembers. Am Christmas-Day. Dann wachen die Kinder auf und rennen zum Weihnachtsbaum um zu sehen, ob Santa Claus über Nacht da war und Geschenke unter den Baum gelegt hat. Auch werden Kekse und ein Glas Milch am Vorabend bereit gestellt. Schließlich hat Santa ne Menge zu tun in dieser Nacht und freut sich über eine kleine Stärkung.

Am Wochenende werden wir uns mal ins Getümmel in den Shoppingmalls stürzen und Weihnachtsshopping machen. Ich  bin gespannt. Sicher nicht ganz so entspannt. Aber ich will mir das antun 🙂

Weihnachtsmärkte gibt es hier auch einige. Nicht so viele wie bei uns. Nicht jedes Stadtgebiet oder jeder  Ort hat hier seinen eigenen Weihnachtsmarkt, so wie es bei uns oft ist. Auch gibt es Unterschiede darin, was angeboten wird: es gibt hier keinen Glühwein!!!!! Auch wieder wie in amerikanischen Filmen findet man ab und an einen Stand, an dem man Eggnot kaufen kann. Eierpunsch. Brauch ich jetzt nicht wirklich. Auch wenn er oft nicht wirklich gut ist, vermisse ich es doch einen Glühwein zu trinken. Für Abhilfe sorge ich!  Habe bereits schon die Gewürze dafür entdeckt und werd an Weihnachten einen Topf voll kochen. Auf den Weihnachtsmärkten hier gibt es eher viel Schmuck und Dekokram. Nicht wirklich viel Essen. Es ist eher wie ein großer Wochenmarkt mit Weihnachtsdeko. Lustig fand ich einen Stand, der nur für Kinder war. Die Eltern dürfen das Zelt nicht betreten. Die Idee ist eher, dass du deinem Kind Geld einsteckst und dann einem freundlichen Mitarbeiter an die Hand gibst, der das Kind ins Geschenkezelt begleitet. Dort kann das Kind dann Geschenke shoppen für seine Eltern oder Geschwister. Die Mitarbeiter helfen das passende Geschenk in der passenden Preislage zu finden und verpacken alles, sodass – wenn das Kind wieder rauskommt – keiner sehen kann, was gekauft wurde.

Julian wollte natürlich auch rein. Also hab ich ihm 20 Dollar in die Hand gedrückt und ihm zugeschaut wie er im großen Zelt verschwindet. Sekunden später hab ich es schon bereut, weil mir klar wurde, dass da sicherlich ne Menge Ramsch verkauft wird. Ich wollte ihn wieder zurückpfeifen. Aber rein durfte ich ja nicht! 5 Minuten später hat sich aber rausgestellt, dass ich einen schlauen Sohn großgezogen habe: Er fand, dass das alles nur Ramsch ist und hat nichts gekauft und die 20 Dollar wieder zurück zu mir gebracht. Sehr gut gemacht!

Ein anderer Nachteil bzw KEIN Vorteil ist,  dass hier im Radio genau das ewig nervige Lied “Last Christmas, I gave you my heart” kommt…. Furchtbar. Es verfolgt einen überallhin. Und ich verstehe es einfach nicht: es gibt so viele tausende wunderschöner Weihnachtslieder. Warum werden dann trotzdem immer und immer wieder Jahr für Jahr die gleichen nervtötenden Songs abgespielt!? Ich kann das nicht mehr hören. Es vermiest einem die ganze Stimmung ?

Auch sind wir inzwischen in unsere eigenen vier Wände gezogen, was sehr entspannend ist und vor allem einem nicht mehr das Gefühl gibt, nur zu Besuch zu sein. Wir haben endlich das Gefühl, angekommen zu sein in Kanada und auszutesten wie es sich so lebt hier.

Bis jetzt muss ich sagen: Es lässt sich sehr gut leben. Die Lebenshaltungskosten wie Essen, Haushaltswaren usw. sind extrem teuer im Vergleich zu Deutschland. ALDI fehlt hier definitv! Von den Preisen kann man hier nur träumen. Aber man kann halt nicht alles haben.

Mittlerweile haben sich die Temperaturen zwischen -20 und – 28 Grad eingependelt. Man gewöhnt sich ein bisschen dran, aber auch nicht wirklich. Gestern war ich 15 Minuten mit dem Hund draußen und ich hatte das Gefühl meine Gesichtshaut zerbricht, so kalt und frostig war sie.

Vor einigen Wochen hattet ihr in Deutschland den Supermond, den wir leider verpassten. Mittlerweile ist er aber auch hier in Kanada angekommen:

 

(Das ist nicht die Sonne!)

Ich wünsche euch allen friedliche, wundervolle Weihnachten voll von Zeit für sich selbst und Zeit füreinander. Ich hoffe, ihr habt viele tolle Momente mit euren Lieben. Genießt jede Sekunde und stresst euch nicht. Bald ist Weihnachten wieder vorbei – und zwar viel zu schnell – so wie jedes Jahr.

Alles Liebe für euch ♡

Marion