4 Monate ist es her, dass ich den letzten Eintrag geschrieben habe!! Es hat sich einiges getan in dieser Zeit. Ich habe sehr viel gearbeitet und uns ein ganzes Stück voran bringen können.
Aber eins nach dem anderen. Als erstes möchte ich meine Prognose von Anfang des Jahres zurücknehmen, wo ich sagte, dass ich das Gefühl habe, 2020 wird ein Spitzenjahr. Naja, das kam anders. Ganz anders, wie wir alle in unserem eigenen Leben fühlen konnten. Ich bin trotz allem voller Hoffnung und Positivität für 2021!! 2021 wird es wieder raushauen, was 2020 falsch lief. Das neue Jahr wird sehr viel Gutes für uns bringen sowie Erleichterung, gewonnenes Wissen und hoffentlich beste Gesundheit für uns alle.
Aber zurück zu August 2020. Mein “Kleiner” wird 17 Jahre jung. Und wächst mir über den Kopf.
Meine Chefin und ihr Mann haben uns zum Mittagessen eingeladen. Es war – wie immer – ein sonniger heißer Tag. So viel Glück muss man mal mit seinem Geburtstagswetter haben. Jedes Jahr perfekt.
Martin und Syprine hatten ein ganz besonderes Geschenk für Julian. Ein Flug!! Der Wahnsinn. Und wieder stimmte das Wetter.
Pures Glück
Ein paar Wochen später durfte ich auch mitfliegen. Es gibt nichts schöneres. Wirklich. Welch ein Frieden und Weite dort oben. Ein Traum!
Geplant war ja diesen Sommer, dass wir alle nachhause kommen um mit Papa seinen 70. Geburtstag zu feiern. Das ging ja wegen Corona dann leider nicht und wir konnten nicht dabei sein. Wir haben uns aber nicht davon abhalten lassen, Papa eine kleine – weit entfernte – Party in Kanada zu schmeißen um ihn hochleben zu lassen.
Wir haben geschmückt und Kuchen besorgt, hatten Sekt und Tröten während wir mit unseren Lieben in Deutschland geskypt haben. Es war nicht wie live dabei sein aber trotzdem sehr lustig und schön.
Wir hatten einen wirklich schönen Sommer und ich bin wieder des öfteren zur Arbeit gelaufen und hab die schöne Natur genossen.
Die Skyline ist immer ein Foto wert
Ich war dafür mal wieder in Canmore und Banff und hab Bergluft geschnuppert
Durch Corona sind die Straßen vom Autoverkehr gesperrt und es ist herrlich ruhig, selbst in diesen sonst so belebten Einkaufsstraßen.
Durch Covid hatte meine Chefin auch nur noch online meetings oder wie hier, draußen auf einer Dachterrasse mit viel Abstand. Ziemlich cool. Geht alles.
Visatechnisch hatte unser Jahr ja schon einen schweren Start indem ich ein Dokument nicht rechtzeitig einreichen konnte, weil die Büros zu waren. Die Behörde macht da keine Ausnahme. Was mussten wir uns ärgern. Nachdem auch mein Anwalt mit dieser Behörde nichts erreichen konnte, das uns wieder zurück ins Programm und somit zurück auf die Liste für ein Visa bekommen hätte mussten wir uns nach anderen Wegen umschauen. Ich hab nochmal einen offiziellen Englischtest gemacht um auch nur ein paar mehr Punkte zu ergattern, was meine Chancen erhöht. Das hat auch geklappt soweit. War aber noch lange nicht genug.
Seit Anfang des Jahres – und im gesamten seit über 4 Jahren – kämpfen wir jetzt schon um eine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich in dieser Zeit einfach aufgeben wollte, keine Energie mehr hatte, ausgelaugt war und es so einfach gewesen wäre, einfach alles einzupacken und zurück nach Deutschland zu gehen. Aber wer solange kämpft, gibt nicht auf. Im April läuft unser derzeitiges Visa aus und seit über einem Jahr bin ich schon dran, unser nächstes zu sichern. Ohne Erfolg bis jetzt….
Um neue Kraft zu tanken und das größere Bild zu sehen muss man manchmal einfach mal raus aus dem vertrauten Alltag und hoch hoch hinaus.
Ich bin mit meiner Wandergruppe mal wieder inmitten der Rockies. Da bläst es einem den Kopf frei. Wobei es an diesem Tag einfach nur heiß war. Kein Wind ging und wir haben alle geschwitzt.
So viel Platz und solch eine Ruhe. Ich liebe es.
Ich durfte auch wieder ein paar Gedichte vorlesen
Man könnte sagen, ich bin so weit gewandert an dem Tag, dass mir die Sohlen von den Schuhen fielen aber es lag wohl eher daran, dass ich diese guten Wanderschuhe vor über 15 Jahren gekauft habe und sie nun endlich in den Ruhestand wollten. Oder in den Müll mussten. Bye bye Lowa-Schuhe.
Gebacken wird natürlich auch immer. Hier Reis-Mandelkuchen.
Und Mohnzöpfe. Sind sehr gut geworden.
Bei der Arbeit trage ich den ganzen Tag eine Maske und wir desinfizieren alles täglich. Es sind schon komische Zeiten. Aber was will man machen. Wir können nur hoffen, dass es mal wieder besser wird. Momentan gehen die Zahlen hier nur wieder extrem in die Höhe. Im März haben wir mit 600 neuen Fällen täglich alles dicht gemacht. Jetzt haben wir 1600 (!) Fälle täglich in der Provinz Alberta und die Geschäfte sind alle noch offen. Mit Beschränkungen, aber Sinn macht es im Vergleich zu Anfang des Jahres keinen.
Und die Beschränkungen, die Anfang Dezember Fuß fassten haben leider nicht genug gebracht. Seit Mitte Dezember darf jetzt keiner mehr in einen anderen Haushalt. Weihnachten und Silvester muss zuhause und allein gefeiert werden. Das soll die Zahlen endlich senken.
Für so viele ist die derzeitige Situation sowieso schon schlimm. Aber alleine Weihnachten feiern?! Das verstehen die meisten hier nicht. Oder wollen es einfach nicht verstehen. Ich hab schon gleich beweifelt, dass sich viele daran halten werden. Aber bei den hohen Geldstrafen, die sie verhängen, haben es sich wahrscheinlich doch einige zweimal überlegt. Pro Person (!), die nicht in den Haushalt gehört in dem er aufgefunden wird, werden 1000$ verhängt.
Julian und ich haben jedenfalls das erste Mal zu zweit Weihnachten gefeiert. Es war sehr langweilig und sehr ungewohnt. Weiß man erst wieder, wie schön es ist von der Familie umgeben zu sein! Wir freuen uns auf nächstes Jahr, wenn Weihnachten hoffentlich wieder gemeinsam gefeiert wird.
Pünktlich zu Weihnachten hat der Himmel auch seine Schranken geöffnet und es hat die ganze Nacht und den ganzen Tag durchgeschneit. Es war fantastisch. Also, solange man am nächsten Morgen nirgendwo hin musste. Mein Auto hatte dieses Jahr wieder ein paar Probleme und ich hab mir schon ein neues angeschaut, mich dann aber doch entschieden meins noch zu behalten. Und was soll ich sagen: Eine gute Entscheidung! Ich hab nie Probleme in Schnee und Eis durchzukommen. Kein Thema.
Während halb Calgary mit ihren Autos im Schnee feststecken bleibt und Hilfe braucht. Verstehe ich nicht. Wissen die nicht, was für Wetter es hier gibt?!
Aber nun zur guten Nachricht meine Lieben!!! ENDLICH ENDLICH ENDLICH darf ich meinen Antrag auf Permanent Residenz stellen!!!! Ist das nicht unbeschreiblich toll?!?! Wir warten seit 4 Jahren (!) auf diese Gelegenheit, haben tausende von Dollars ausgegeben, uns mit Politikern getroffen, die ein Stück weit helfen konnten auf unserem Weg, so viele Nerven verbraucht, dass ich ich weiß nicht wie oft schon aufgeben wollte. WIR KöNNEN UNSEREN ANTRAG EINREICHEN!!! Ich bin so überglücklich. DAS BESTE GESCHENK!!! Meine Euphorie ist noch ein klein wenig gedämpft, da ich unsere Papiere noch nicht in Händen halte. Einen Antrag einreichen zu dürfen garantiert noch nichts. Aber ich bleibe positiv! Wir schaffen das. Noch ein kleines Stück.
Drückt uns weiterhin die Daumen. Wir gehen weiter einen Schritt nach dem anderen. So erreichen wir unser Ziel.
Wir sagen danke fürs Daumen drücken und an Jeden, der uns über die Jahre Mut zugeredet hat und weiterhin tut. Vielen Dank, dass ihr alle für uns da seid und uns auf unserem Weg begleitet.
Wir hoffen, ihr habt dieses Jahr gut überstanden und wünschen euch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Auf dass es voller Gesundheit, Glück, Zufriedenheit und wundervollen neuen Erlebnissen und Ereignissen sei!
Nur das Beste! Marion und Julian
Hi Marion
wie immer, sehr spannend zu lesen.
Glückwunsch zu eurem Ziel, den Antrag einreichen zu dürfen, was sich für mich noch weit vom Ziel anhört bei euren Schwierigkeiten.
Diese schönen Fotos von euch und überhaupt von dieser Gegend. Grüße an ALLE
Mama
Hallo Marion,
jahrelang habe ich interessiert deine Berichte über deine neue Heimat verfolgt. Da nun dein letzter Bericht fast schon 1 Jahr zurück liegt mache ich mir Sorgen und hoffe, dass du einfach keine Zeit für eine Aktualisierung hattest, oder dass es nichts gab, was es wert war zu berichten (kaum vorstellbar).
Viele liebe Grüße aus Goldbach
Johann
Hallo lieber Johann,
das freut mich so, von dir zu hören! Schön, dass du noch immer meinen Blog verfolgst. Das ist toll. Danke. Ich konnte es nicht glauben, dass der letzte Eintrag schon so lange her war. Mir geht es jetzt natürlich sehr viel besser mit den neuen und dauerhaften Papieren. Die Einträge werden jetzt wieder regelmäßiger eintrudeln. Würde mich freuen, wenn du wieder reinschaust.
Liebe Grüße
Marion