Abstecher ins Paradies

Wir kennen es alle: Im täglichen Leben wartet man meistens auf etwas wie zum Beispiel das Ende des Arbeitstages; auf Freitag; auf Wochenende; auf den Urlaub. Oftmals kämpft man sich nur so durch und schiebt die schönen Dinge vor sich her. “Wenn ich das und jenes erledigt habe, gönne ich mir ein Eis”; “Wenn ich so viel Geld zusammen gespart habe, werde ich mir einen neuen Computer oder ein neueres Auto kaufen.”; “Wenn ich mal in Rente bin, mache ich den Sprachkurs, für den ich nie Zeit hatte.”; “Wenn die Kinder groß sind, nehme ich mir Zeit mit meinem Partner das Leben zu genießen.”

Und wie oft treffen diese Pläne im Endeffekt wirklich ein?! Wie viele Bekannte hat man, die die ersehnte Rente und die damit verbundenen Pläne nicht erreichten?! Wie oft schiebt man gesundheitliche Probleme auf später…. wenn man Zeit dafür hat…. (als würde die Krankheit auf dich warten bis du mal Zeit hast!). Wie oft erreichen Menschen wohl nicht einmal das Ende der Woche um die Wochenendpläne in die Tat umzusetzen?! Wir kennen es alle. Dieses “Auf-später-verschieben”.

Ich bin auch so jemand. “Nachher”, “Später”, “nächste Woche”….

Seit Jahren “kämpfen” wir hier in Kanada jetzt schon um unser Permanent Resident – unsere unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Ich kann gar nicht zusammenrechnen, wie viele Stunden, Tage und Wochen das waren. Und vor allem könnte ich die Nerven, die ich dabei verloren habe nicht mit Gold aufwiegen. Es scheint endlos weiterzugehen. Erst letzten Monat habe ich wieder einen wahren Mammut-Antrag zusammengestellt, was mich sehr viel Zeit und Nerven kostete. Beinahe so viele Nerven, dass ich gesagt habe, dass ich keine Lust mehr habe. Dass, wenn das jetzt auch nichts wird, wir einfach wieder zurückgehen. Irgendwann ist mal gut. Ich weiß nicht, ob man es verstehen kann, wenn ich sage, dass – trotz unserer Visen, die wir über die Jahre bekommen haben – wir bisher nie richtig das Gefühl hatten, in Kanada ANGEKOMMEN zu sein.

Stell dir vor, du lebst in Deutschland mit einem Papier, das ein “Verfallsdatum” hat. Dass du nur bis z. B. nächsten Marz in Deutschland leben kannst und danach zusehen musst, wo du lebst. Aber nicht in Deutschland – in dem Land, das du dir ausgewählt hast und in dem du dich zuhause fühlst. So ist es bei mir. Auch wenn ich schon seit 2016 in Kanada lebe und ich eine toll eingerichtete Wohnung habe in der wir leben, und Kanada das Land ist, in dem ich mich zuhause fühle und mich fühle, als würde ich hier hingehören, kann ich nicht sagen, dass ich angekommen bin. Solange ich ein Datum habe, dass mir sagt, dass ich an diesem Tag gehen muss – sollte ich kein neues Visa vorweisen können – kann ich mich nicht hinsetzen und loslassen.

Von daher ist es nicht verwunderlich, dass ich über die letzten Jahren – von dem ersten Gedanken an, nach Kanada zu gehen – sehr viele Spannungen in meinem Körper aufgebaut habe, die sich im letzten Jahr vermehrt körperlich zeigten. Wie gesagt, Ende letzten Jahres mit dem erneuten Ausfüllen von Anträgen habe ich ein wenig die Lust verloren und den Kopf hängen gelassen. Auch wenn ich immer noch keinen Tag bereue, hier in meinem Traumland zu leben, fällt es einem doch nach 4 Jahren Papierkrieg schwer, weiterzumachen.

Das hat wohl auch meine Chefin gespürt. Sie und ihre Familie besitzen eine Wohnung in den USA, zu der sie einmal im Jahr reisen um abzuschalten und um den langen kalten Winter Kanadas für einige Wochen zu vergessen. Diese Wohnung ist nicht einfach nur in den USA. Diese Wohnung liegt in Maui. HAWAII!!!!!!

Meine Chefin ist eine sehr großzügige und wunderbare Frau. Das zeigt sich immer wieder und ich bin sehr dankbar für alles, mit was sie mir und Julian schon über die Jahre geholfen hat. Dieses Mal war aber ein ganz besonderes Geschenk! Sie hat uns beide eingeladen, mit nach Maui zu fliegen um dem ganzen Papierkram und dem Schnee zu entkommen.

Und was soll ich sagen: Es war mehr als nur nötig und na klar sind wir da dabei!

Entspannung fängt schon vor dem Abflug an

Kein Wunder, dass Hawaii so ein beliebtes Reiseziel rund um die Welt ist. Es ist das Paradies!!! Diese Farben! Diese Sonne! Dieses Wasser!!! Einfach nur traumhaft. Alles! Wer es nicht schon erlebt hat, dem lege ich es ans Herz! Es ist das Paradies! Genau hier auf Erden! Ein paar Flugstunden entfernt.

Wilde Orchideen – so wachsen die!

Die ganze Insel ist ein so reinlicher, traumhaft schöner Ort. Alles ist extrem sauber und penibel. Die Leute sind sooo relaxt, freundlich und haben eine ganz spezielle Ausstrahlung. Selbst als Urlauber kann man sich diesem Gefühl nicht entziehen. Schon bei der Ankunft am Flughafen umarmt einen die warme Brise Mauis… Die Palmenblätter tanzen leicht im Wind und von allen Seiten kommt ein Meer aus Blumendüften entgegen. Auch fällt einem sofort auf, dass es keine Fenster und Türen gibt am Eingang!!!! Das fällt uns die folgenden Tage auch immer wieder in Hotels auf. Die Rezeption ist draußen unter freiem Himmel. Keine Eingangstüren. Keine Fenster oder Abgrenzungen. Einfach tropisch wunderschön!!

Ein Tag in Maui lässt einen begreifen, was LEBEN eigentlich ausmacht. Und wie WENIG man lebt in seinem täglichen Leben. Man muss nichts besonderes machen in Maui um das zu erkennen. Es braucht keinen Golfkurs oder teure Restaurants. Nur einen Sonnenuntergang. Abends um 18.30 geht die Sonne unter in Maui. Um 18 Uhr sieht man Urlauber wie Bewohner mit Klappstühlen und manchmal kleinen Picknicks alle in Richtung Strand wandern. Es ist wie eine religiöse Pilgerreise! So toll. Die halbe Stunde, die man dort sitzt und der Sonne beim Versinken ins Meer zuschaut ist wirklich magisch. Wer bis dahin nicht schon entspannt ist vom Tag in Maui, der spürt es spätestens jetzt. Es ist wie eine Meditation. Wie eine Stille, die sich auf der ganzen Insel ausbreitet. Ein Tag in Maui lässt alle anderen Tage – zum Beispiel die hektischen Arbeitstage in Calgary – grau und fast leblos erscheinen. Was man alles verpasst in seinem Leben indem man von Tag zu Tag eilt, auf den Abend wartet anstatt den Moment – die Minute, die Stunde, die Sekunde – zu genießen. Indem man auf das Wochenende wartet oder sogar hofft, dass die 20 Jahre bis zur Rente schnell umgehen mögen……. für was?! Um DANN das Leben endlich zu genießen?!

Ist es nicht unglaublich traurig, wie wir unsere täglichen Augenblicke einfach unbemerkt wegwerfen?!

Das hat mich Maui gleich am ersten Tag gelehrt. Genieße den Augenlick. Sei im Jetzt und Hier und lass dich von der Schönheit und Fülle um dich herum fesseln. Was für ein Geschenk, hier zu sein.

Wir waren JEDEN Tag mindestens 1 mal im Meer schwimmen und schnorcheln. Meistens zweimal. Unter Wasser kann man nicht nur einzigartig schöne Fische beobachten sondern wir konnten sogar die Wale in der Entfernung unter Wasser hören!!! Es war der Wahnsinn!!!

Blumen soweit das Auge reicht

Die Farben hier sind einfach wunder-, wunderschön. So strahlend. Und so eine Blumenvielfalt. Es duftet von überall. Was für eine Euphorie für meine Sinne, nach monatelangem Schnee in Calgary.

Vor einem Restaurant. Essen mit DIESEM Ausblick….!!!!

Julian und ich haben wirklich jeden einzigen Augenblick genossen. Vom ersten Sonnenstrahl bis zum letzten. Ein paar Stunden entfernt und eine ganz andere Welt. Vor allem für die Sinne und die Gedanken. So leicht und frei von Gedanken habe ich mich schon seit Jahren nicht gefühlt!

Das Wasser war so wunderbar. Perfekte Temperatur.

Man muss sagen, es war auch nicht zu viel los. Die Atmosphäre hier in Maui ist wirklich eine sehr spezielle. Magisch eben. Es ist auch sehr schwer vorzustellen, dass man hier im Paradies ist und schlechte Laune hat. Es ist einfach zu schön.

In Lahaina im “Aloha Mixed Plate”

Soo gutes Essen. Und dieser Ausblick!!!!!!!

Am Straßenrand gibt es Kokosnuss-Stände, die dir die frischesten Kokosnüsse verkaufen und aufschlagen. Mit einem Strohhalm trinkt man den frischen Saft und danach wird die Kokosnuss geteilt, damit man das frische Fruchtfleich rauslöffeln kann…… mmmhh
Frischer geht’s kaum mehr

Fast allein am Strand

Für einen Tag haben Julian und ich uns auch einen weiteren Traum erfüllt und einen Jeep Wrangler gemietet um die Insel auf eigene Faust zu erkunden. WAS FüR EIN SPAß. So ein tolles Auto. Wir sind beide ganz verliebt. Das perfekte Hawaii-Auto.

What a feeling!

An einem Strand vor “Mama’s Fischhaus”

Wir haben so lecker gegessen und mit der besten Aussicht überhaupt!!!

  • Ein Spaziergang am Morgen und Abend muss sein

Abends um 19 Uhr ist es stockfinster in Maui. Sobald die Sonne untergegangen ist leeren sich die Strände und um 20 Uhr hat man das Gefühl, es sei 12 Uhr nachts. Stockfinstere Nacht. Es ist sehr seltsam. Aber dafür wacht man am Morgen auch schon um 6 Uhr auf. Ohne Wecker. Mit dem Singen der Vögel vor dem Fenster. Die sind ab 5 Uhr sehr sehr munter und fleißig. Was aber gar nicht stört. Man steht einfach auf. Wir sind oft innerhab von Minuten zum Strand gelaufen um den ersten Schnorchelgang des Tages zu unternehmen.

Eine ganz andere Welt

Natürlich war auch so einiges an Shopping im Urlaub dabei. Wann kommt man schon nach Maui. Tolle kleine Läden in jeder Stadt.

Ich könnte natürlich noch weiter und weiter und weiter von Maui schwärmen aber ich denke ihr wisst jetzt WIE schön es dort ist!!!

Wir wussten, dass man in Maui auch riesige wilde Schildkröten beim Tauchen sehen kann. Leider hatten wir nur welche von der Ferne an einem Strand entdecken können. Die waren aber auch soooo groß, dass ich sie anfangs für riesige Felsblöcke gehalten habe. Der Wahnsinn.

Ein Traum, oder!?

Am letzten Tag haben wir noch einmal unsere Schnorchel und Taucherbrillen geschnappt und gehofft, dass wir heute Glück haben und doch noch eine Schildkröte sehen werden. Und wir hatten Glück! Solches Glück! Ich hatte eine ca. 70 cm große Schildkröte DIREKT vor meinem Gesicht. Wir waren schon etwa 30 Minuten im Wasser und haben die Korallenriffe unter uns beobachtet mit alle ihren wunderschönen Lebewesen als ich meine Taucherbrille über Wasser kurz zurechtrücken wollte und diese wunderschöne Schildkröte direkt vor meiner Nase unter der Wasseroberfläche schwamm um nach Luft zu schnappen. Was für ein Erlebnis!!!!! Es war wunderschön. Ich bin so dankbar! Man kann es kaum beschreiben. Als wir dann zurück Richtung Strand schwammen hab ich noch einmal eine – diesmal ca. 1 Meter groß! – gesehen. Direkt unter mir zwischen zwei Steinen hat sie sich versteckt und ganz regungslos ausgeharrt. So toll! Und wie es der Zufall so wollte, hatten wir an diesem Tag unsere Kamera im Auto gelassen. Aber das soll wohl so sein! Ich werde es nie vergessen!

Wie in einer Lagune!
Jede Palme – jede Blume —– einfach toll

Leider leider hat aber ja alles mal ein Ende und wir mussten uns mit einem letzten Sonnenuntergang von Hawaii verabschieden…….

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Auch hat Julian kurz vor unserer Abreise seinen Führerschein geschafft und ist seitdem fleißig am Auto fahren. Mit meiner Begleitung natürlich. Ein Jahr lang muss er jetzt mit mir als “Aufpasser” nebendran fahren bis er allein los darf. Am Anfang hatte ich schon sehr gemischte Gefühle, wenn er sich ans Steuer gesetzt hat. Aber ich muss sagen. Es hat nur bis zur 2. Fahrt gedauert bis ich entspannt daneben saß und nur ab und zu ein paar Kommentare hatte. Er fährt wirklich prima. Meinen Respekt. Ich war wohl ein recht gutes Vorbild.

Wer hier fahren kann, hat es leicht bei jedem anderen Wetter

Hier sind auch wieder unsere Freunde von nebenan. Diesmal passend in Faschingsstimmung. Und das obwohl es das hier eigentlich gar nicht gibt. Hier wird nur zu Halloween verkleidet.


Und mit einem wilden – und natürlich perfekten hawaiianischen Huhn verabschiede ich mich heute bei euch. Bis zum nächsten Eintrag. Mal sehen, was es bis dahin wieder alle neues gibt.

Ein Gedanke zu „Abstecher ins Paradies“

  1. Hallo Marion
    wunderbarer Bericht und es sei euch gegönnt, so etwas zu erleben.

    Gruß und bleibt gesund Schöne Grüße an Kathleen und George
    Mama und Papa

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